Fünftes Treffen der Textilwerkstatt des Heimatvereins am 14. 6. 2012
von Mechtild Wolff

  

Neben den großen Webereien gründeten sich nach dem Krieg in Warendorf viele leistungsstarke kleinere Betriebe. Im Rahmen des fünften Treffens der Textilwerkstatt wurde jetzt die Firma Schnepfe in den Blick genommen.

Sie wurde 1952 gegründet, stellte Mäntel, Jacken und Kostüme her und arbeitete mit großem Erfolg. Bis zu 120 Mitarbeiter fanden hier Arbeit. Mitte der 1980er Jahre spezialisierte sich die Firma Schnepfe  auf hochwertige Bekleidung mit Pelzen und Pelz-Innenfutter. Mechtild Wolff zeigte einen Mantel aus dem Firmenprogramm der 1980er Jahre. Als die Verarbeitung von Pelzen gesellschaftlich geächtet wurde, musste die Firma Schnepfe 1990 schließen. Sehr schade, denn bei vielen Warendorferinnen war der Schnepfe-Kleinverkauf sehr beliebt.

Hauptthema des fünften Treffens der Textilwerkstatt des Heimatvereins war der Arbeitsalltag des Textilarbeiters, der um 1900 noch 13 Stunden umfasste, an sechs Tagen in der Woche. Es war ein langer, mühevoller Weg, ehe der Acht-Stunden-Tag verwirklicht werden konnte. Der erste Schritt wurde 1906 getan mit der Gründung des Arbeitervereins, dem es gelang, eine Krankengeld- und Sterbeunterstützungskasse ins Leben zu rufen. Aber erst die Gewerkschaftsbewegung konnte bessere Arbeitsbedingungen erreichen.

Auch die wöchentliche Bargeld-Lohnzahlung war vielen Anwesenden noch gut in Erinnerung. Meistens samstags, nach Arbeitsschluss, wurden die Lohntüten verteilt. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Ehefrauen dann am Werkstor standen, um das Geld in Empfang zu nehmen. War es denn nicht gefährlich, so viel Bargeld zu Hause aufzubewahren? In der Regel war das Geld schon sehr schnell wieder ausgegeben, denn in vielen Orten war es üblich, dass man am Sonntag nach der Messe zum Lebensmittelkaufmann ging, um zu bezahlen, was im Laufe der Woche angeschrieben worden war. Dabei gab es dann oft noch eine Tasse Kaffee und die neuesten Nachrichten. Am Abend beglich der Hausherr dann die „Latte“ im Wirtshaus und gleich wurde eine neue „Latte“ begonnen. Wenn dann noch andere dringende Rechnungen bezahlt wurden, war der Großteil des Geldes ausgegeben. Bei der Firma Brinkhaus wurde 1963 die letzte Lohntüte ausgegeben. Jetzt brauchte jeder Arbeitnehmer ein Konto, das von den Banken damals kostenlos eingerichtet wurde.

Auch die Textilwerkstatt geht jetzt in die Sommerpause und trifft sich wieder am 4. Oktober 2012 mit dem Thema:

„Die Betriebsfamilie, was war das?“

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Betriebsangehörigen, Betriebsfürsorge, Wohnungsbau für Betriebsangehörige, Jubiläen, Betriebsfeste und Kinderfeste sollen im Mittelpunkt stehen.

 

 

Die Einladung zur
 5. Geschichtswerkstatt "Textil" des Heimatvereins: Das fünfte Treffen  findet statt am Donnerstag, den 14. Juni 2012 um 17 Uhr im Tapetensaal des Hauses Klosterstr. 7

 

Nach einem Rückblick auf die Fahrt zum Textilmuseum in Bocholt wollen wir uns beim 5. Treffen der Textilwerkstatt den Arbeitsalltag der Textilarbeiter genauer ansehen. Schon 1891 erstellten die Warendorfer Textilfirmen  Arbeitsordnungen. Der Arbeitstag hatte damals 13 Stunden, von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends, sechs Tage in der Woche. Strenge Strafen gab es für Zuspätkommen und für Verstöße gegen die Arbeitsordnung. Trotz dieser harten Arbeitsbedingungen konnten die Fabriken immer genügend Arbeitskräfte bekommen, denn in der Landwirtschaft herrschten noch schlimmere Zustände und die Löhne in der Industrie waren höher.

Ab 1890 wurden in Deutschland Gewerkschaften gegründet, die Sozialistische Gewerkschaft und die Christliche Gewerkschaft.

In Warendorf gab es ab 1906 an Stelle der Gewerkschaft einen Katholischen Arbeiterverein, dessen Hauptziel die religiöse Bildung und die Förderung der Familie war. Dem Arbeiterverein gelang es, eine Krankengeld- und Sterbeunterstützungskasse ins Leben  zu rufen.

Wann wurden in der heimischen Textilindustrie Gewerkschaften eingeführt, um auch mit Kampfmitteln die wirtschaftliche Besserstellung der Arbeiter zu erreichen?

Wie veränderten sich die Arbeitsbedingungen?

Wie sieht heute der Arbeitsalltag aus?

Diese Themen sollen in der nächsten Textilwerkstatt des Heimatvereins am 14.6.2012 diskutiert werden. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

 

Mechtild Wolff

9. Juni 2012

 

 

 

 

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