Geschichte der Warendorfer Friedhöfe
von Mechtild Wolff

 

  

Wenn meine Großmutter zum Friedhof gehen wollte, sagte sie: „Ich gehe zum Kirchhof!“ Dieser Name hatte sich eingebürgert, denn seit dem Mittelalter wurden auch in WAF die Toten um die Kirche herum begraben. Die germanisch-keltische Tradition der Gräberfelder außerhalb der Ansiedlungen lehnte man als heidnisch ab, genau wie die Feuerbestattung. Die Gläubigen strebten an, so nah wie möglich bei den Gebeinen ihrer Heiligen, die sich ja in der Kirche befanden, begraben zu werden. Man erhoffte sich so bei der Auferstehung am jüngsten Tage deren Fürsprache.

Grabstelle Lepper 03Eine Bestattung in der Kirche genoss das höchste Ansehen,  war aber den kirchlichen Würdenträgern vorbehalten oder den ansässigen Adeligen. Ganz in unserer Nähe, in der Pfarrkirche zu Füchtorf hat sich diese Tradition bis auf den heutigen Tag erhalten. Die Familie von Korff vom Schloss Harkotten hat dort in der Pfarrkirche das Bestattungsrecht. Der Baron Ferdinand von Korff und seine Frau Ludowika sind noch in den letzten Jahren in der Füchtorfer Kirchengruft beigesetzt worden. Damit ist allerdings das Recht, in der Kirchengruft begraben zu werden, erloschen.

In Warendorf fanden die Bürger ihren Begräbnisplatz auf dem geweihten Kirchhof direkt an der Laurentiuskirche und der Marienkirche. Aber längst nicht jeder Verstorbene hatte früher das Recht, in geweihter Erde begraben zu werden. Wer exkommuniziert worden war oder kriminell gewesen war oder einfach nur einem zu niedrigen Stand angehörte, wurde außerhalb der Stadtmauern beerdigt. „Ächter die Hiäge“, sagte man damals. Bettler, Gaukler und Schauspieler bekamen beispielsweise auch keinen Platz auf einem geweihten Kirchhof.

Da der Kirchhof katholisch war, gab es große Schwierigkeiten, wenn ein evangelischer Christ verstarb. Warendorf hatte bis ins 18. Jhdt zwar noch keine evangelischen Bewohner, aber es kam vor, dass jemand verstarb, wenn er hier zu Besuch war oder auch nur auf der Durchreise in Warendorf war. Nur mit großzügigen Ausnahmeregelungen wurde dann eine Beerdigung auf dem Katholischen Kirchhof erlaubt.

Die jüdische Bevölkerung hatte immer schon ihren eigenen Friedhof. Einige Gräber des alten Judenfriedhofes sind heute noch an der Pater-Markötter-Promenade erhalten, direkt neben dem Bentheimer Turm. Der neue jüdische Friedhof liegt an der Hugo-Spiegel-Straße.

 

Auf dem Kirchhof, der ja um die Kirche herum mitten in der Stadt lag, waren Einzelgräber eine seltene Ausnahme. Die Bestattung fand in der Regel in geweihten Massengräbern statt, nicht zuletzt aus Platzgründen. Besonders in Kriegs- und Seuchenzeiten ergaben sich erhebliche hygienische Gefahren, denn die Massengräber mussten ja für neue Bestattungen täglich geöffnet werden.

Das war besonders problematisch, weil die Kirchhöfe damals ganz normale Lebensräume waren. Man trocknete dort seine Wäsche, das Vieh lief darauf herum und die Kinder spielten auf dem Kirchhof. Die Toten wurden damals auch nicht sehr tief begraben, deshalb war es ganz normal, dass Knochen auf dem Kirchhof herumlagen, mit denen dann die Kinder spielten und an denen die Hunde nagten. 

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde von den Preußen im Rahmen des Allgemeinen Preußischen Landrechts festgeschrieben, dass innerhalb bewohnter Gegenden keine Leichen begraben werden dürfen.

Ab 1810 war es auch in Warendorf nicht mehr erlaubt, die Toten innerhalb der Stadtmauern zu begraben. Hier an dieser Stelle entstand der erste Friedhof außerhalb der Stadt. Er bestand bis 1888. Lange gab es hier viele alte Grabmäler, die leider um 1930 beseitigt wurden. Als einziges ist das Grabmal von Franz-Joseph Zumloh erhalten geblieben, ein eindrucksvoller Obelisk, der in der Mitte des Parks steht. Er ist das älteste erhaltene Grabmonument in Warendorf, denn es steht hier seit 1854.

Wer war dieser Franz Joseph Zumloh? In den letzten Wochen ist Ihnen in der Presse der Name oft begegnet im Zusammenhang mit den unrühmlichen Affairen um das Warendorfer Krankenhaus.

Geschichte Zumloh

 

Bauernfriedhof

Nun sind wir auf dem Bauernfriedhof. Er ist älter, als der Städt. Friedhof und wurde schon 1821 von den Bauern der Warendorfer und Sassenberger Bauernschaften angelegt. Noch bis zum heutigen Tage wird er selbständig verwaltet und es dürfen nur Bewohner der Bauernschaften hier begraben werden. Es lohnt sich, einen geruhsamen Gang über diesen schönen Friedhof zu machen. lange war er auch optisch stärker vom allgemeinen Friedhof abgetrennt durch eine Birkenallee, die allerdings vor mehreren Jahren abgeholzt wurde.

 

Unser Friedhof

Um 1880 wurde der Friedhof am Osttor zu klein und man legte diesen heutigen Friedhof hier an der Breiten Straße an, wie wir schon gehört haben, neben dem schon lange bestehenden Bauernfriedhof.

Aus dem Kirchhof war ein Friedhof geworden. Das Wort Friedhof hat aber nichts mit dem Frieden dieses Ortes zu tun, es weist darauf hin, dass es sich um einen eingefriedeten Bereich zur Bestattung der Toten handelt.

 

Unser Warendorfer Friedhof ist ein ganz besonders schöner Friedhof. Er zeichnet sich aus durch das Nebeneinander von  alten und modernen Denkmälern. Gerade diese Mischung, zusammen mit dem schönen alten Baumbestand macht ihn so reizvoll und lädt zum Spazieren gehen und zum Verweilen ein. Für Menschen, die einen lieben Angehörigen oder Freund verloren haben, ist es ein wohltuender Ort der Trauer und der Ruhe und eben des Friedens, aber auch ein Ort der Begegnung mit Menschen, die in der gleichen Lebenssituation sind.

 

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