Vor über100 Jahren errichtete die katholische Pfarrgemeinde "St. Marien" in neues Kirchengebäude  -
Ein Überblick über die Geschichte der "Neuen Kirche" St. Marien:

Teil 1: Die Anfänge der Kirche St. Marien: 13. Jahrhundert bis Mitte des 18. Jahrhunderts


Blick von Norden über die Ems. Links die Kirche St.  Laurentius, Warendorfs erste Kirche und allgemein die "Alte Kirche" genannt, rechts die Kirche St. Marien, im Volksmund auch die "Neue Kirche" genannt. 
 

Die katholische Pfarrgemeinde St. Marien in Warendorf wurde ursprünglich als Tochterpfarre von St. Laurentius gegründet , nachdem mit wachsender Einwohnerzahl der Stadt die alte Kirche zu klein geworden war. Dieser erste Kirchenbau wurde bereits Ende des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil errichtet und im 15. Jahrhundert gotisch umgestaltet.
 
Urkundlich belegt ist die Existenz einer zweiten Gemeinde in Warendorf im Jahre 1253 mit einer Urkunde, in der von einem „sacerdos de nova ecclesia“ also „einem Priester der neuen Kirche“ die Rede ist. Bis heute wird die Kirche St. Marien bis heute von vielen Warendorfern „neue Kirche“ genannt.  Diese  Bezeichnung mutet natürlich kurios an in Anbetracht der Tatsache, dass es mit St. Josef im Norden der Stadt und der evangelischen Christuskirche wesentlich jüngere Kirchen in Warendorf gibt.
 
Von dem ursprünglich errichteten Gotteshaus findet man heute nur noch den markanten Turm, der zusammen mit der St. Laurentius Kirche die Silhouette der Stadt von Westen her prägt
Im Jahre 1741 wurde die Kirche bei einem großen Brand der Stadt vollständig zerstört. Sie wurde danach mit barocker Innenausstattung neu aufgebaut, wobei ein großer Teil der Kosten durch Spenden aus der Bevölkerung aufgebracht wurde.

Bilder: Archiv Brüggemann, Archiv Altstadtfreunde

Teil 2: Die Marienkirche nach dem großen Stadtbrand von 1741 bis 1911
von Matthias Rinschen


Stadtansicht vor 1910: Auf dieser Aufnahme von Norden erkennt man deutlich rechts den (noch) spitzen Turm der alten Neuen Kirche. Links der Turm von St. Laurentius. Im Vordergrund der Emskolk, Kottrups Mühle 

 Relativ schlicht präsentiert sich das Kirchenschiff der alten Marienkirche bis 1911. Der Turm mit der aufgesetzten Spitze erscheint in Relation fast ein wenig zu groß und wuchtig.

Im Innenraum zeigt sich das Kirchlein allerdings durch seine architektonische Gestaltung, die Malereien und Fenster  reich gestaltet und prächtig geschmückt. Diese Kirche blieb nach dem Neubau der Marienkirche daneben auch noch 18 Jahre stehen. Er wurde dann unverständlicherweise im Jahre 1928 abgerissen. Die Alternative wäre die Erhaltung oder Integration des zu klein gewordenen Baus in den Neubau gewesen, wie man es zum Beispiel in Ostbevern verwirklichte.

 
Bilder: Archiv Brüggemann 
 

Kirchen in Warendorf: von gotisch bis neoromanisch:
Fast ein Ausflugstipp:
Spuren der Hagelfeier - Prozession aus dem Jahre 1709  in und um Sankt Marien
von M. Rinschen

Wie viele Gemeinden führte auch die Warendorfer Pfarrgeneinde St. Marien seit 1709 jährlich am Sonntag nach Fronleichnam eine Hagelfeier-Prozession durch. Sie wurde abgehalten, um Schutz vor Hagelschlag zu Stationsbild der Hagelfeierprozession in Sankt Marien, Warendorf: "Brod der Engel"erbitten, der unter Umständen die gesamte Ernte vernichten konnte. Ein Hungersnot konnte  in den betroffenen Region leicht die Folge sein, da die Transportmöglichkeiten in dieser Zeit sehr eingeschränkt waren.

  

Die Warendorfer Hagelfeier Prozession von St. Marien folgte dem alten Münsterweg bis in Höhe des Hofes Austermann, dort überquerte sie die heutige B64 und folgte dann dem sogenannten Katzweg (heute in etwa dem Verlauf der K3 entsprechend), um über das  Standbild "Brot der Engel" und die alte Münsterkapelle wieder zur Marienkirche zurückzukehren.

  

Ihre erste Station hatte die Hagelfeier Prozession in  der alten Münsterkapelle.  Diese wurde ebenfalls  zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwa in Höhe des Schützenparks zwischen Münsterstraße und August Wessing Damm (B64)  erbaut. Darin befand   sich eine wie ein Epitaph (aus dem Griechischen: Grabplatte) gestaltete Bildplatte. Sie enthält mit ihrer Inschrift  ein deutschsprachiges Chronogramm:"eIn ChrIstenVoLCk setzte seIneM Gott DIesen SteIn". Die Schreibweise des Wortes "Volck" war im 18. Jahrhundert üblich, dienete also nicht wie in manchen Quellen angegeben nur der "Bereitstellung" eines zusätzlichen "C" zu Vervollständigung des Chronogramms. Dieses ergibt die Zahl 1760, es passt also in etwa in die Zeit der Hagelfeier-Prozessionen und der Errichtung der alten Münsterkapelle. Auf dem Epitaph abgebildet sind zwei Engel, die auf eine Monstranz hinweisen. Mit dem Abriss der alten Münsterkapelle im Jahre 1870 wurde die Steinplatte in der Marienkirche im linken vorderen Teil des Chorraums der Marienkirche hinter dem Priestersitz angebracht.

 

Pieta "Marie vom Hellegraben" aus dem 14. Jahrhundert in Sankt Marien, WarendorfIhre zweite Station hatte die Prozession an der Pieta "Marie vom Hellegraben", einem Bild der Gottesmutter aus dem 14. Jahrhundert. Das Bild war zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einem steinernen Häuschen am Hellgeraben aufgestellt. Es befindet sich heute sorgfältig restauriert in einer Nische unter der Orgel der Marienkirche. 

 

Von dort ging es zur nächsten Station am Wegkreuz des Hofes Austermann und dann zum Stationsbild "Brot der Engel".  Hier sieht man eine Abbildung wie auf dem Epitaph:  Monstranz mit dem Allerheiligsten und zwei Engel, die darauf hinweisen. Auch dieses Standbild wurde um 1760 geschaffen. Das Bild der Monstranz ähnelt in beiden Abbildungen der alten Monstranz von St. Marien.

 

Danach ging es wieder zurück zur alten Münsterkapelle, wo die Predigt gehalten wurde, um schließlich in der Marienkirche die Prozession zu beenden.

  

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war es nicht  üblich, das Allerheiligste bei jeder Prozession in einer Monstranz mit zu führen. Das änderte sich mit der Anordnung des Bischofs von Münster, der ausdrücklich die Erlaubnis dazu erteilt hatte.  Das könnte auch der Grund dafür sein, dass sowohl der Epitaph  wie das Stationsbild "Brod der Engel" Bilder der alten Marien-Monstranz zeigten.  Sankt Marien, Warendorf: Monstranz von 1760 (Foto: Kaup)

 
Etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Münsterkapelle nicht mehr benutzt und 1870 abgerissen. Das Stationsbild "Brod der Engel" wurde restauriert und ein Stück  von seinem Ursprungsort versetzt. Es befindet sich heute an einem Weg im Wald des Gutes Bockholt, wo es Spaziergänger zum Verweilen einlädt. Man findet es, wenn man von der K3 in Höhe der Heinrich von Tellen Schule in Wirtschaftsweg zum Gut Bockholt abbiegt. Etwa 100m weiter geht ein nicht asphaltierter, sehr versteckt liegender Pfad nach links ab. Am Ende dieses Pfades, der durch dichten Wald führt, befindet sich in einer Lichtung das Wegebild.

 
Detailbilder des Standbilds "Brot der Engel"

 

Bilder: Das Bild der Monstranz wurde dem Heimatverein freundlicherweise vom Fotostudio Kaup, Warendorf zur Verfügung gestellt. (c) 2007
Übrige Bilder: M. Rinschen (C) 2007
Quellen: Josef Tombrink: "Das Brod der Engel", Warendorfer Schriften 30 - 32, 2002, Darpe Industriedruck, S. 201f
H. Klessing, "Die alte Münsterkapelle"
Dr. Ekkehard Gühne, persönliche Mitteilung


Weitere Informationen auf dieser Website
Mehr über die Marienkirche in Warendorf
Bewegtes Bild mit bewegter Vergangenheit: die Madonna auf dem Marienkirchplatz

Eine interessant Website mit einer Auflistung aller Wegebilder in Warendorf, erstellt von
Dechant em. W. Suwelack:

http://www.wegebilder-warendorf.de/

 

 

Interessantes und Aktuelles vom Heimatverein Warendorf

Turbulente 15 Jahre im Heimatverein: Rückblick der Vorsitzenden Mechtild Wolff

Verabschiedung von Frau Mechtild Wolff nach 15 Jahren im Vorsitz des Heimatvereins Warendorf:
Würdigung durch den Bürgermeister Peter Horstmann

Vor 80 Jahren: Die letzten Tage des 2. Weltkriegs in Warendorf Ostern 1945
Jahreshauptversammlung 2025

Das Portrait: Dr. h.c. Heinrich Windelen

Aus Anlass des Denkmaltages am 8. 9. 2024:
Motto: "Wahrzeichen - Zeitzeugen der Geschichte"
Der Warendorfer Bürger-Schützenhof – eine Erfolgsgeschichte mit traurigem Ende

Aus Anlaß des Auftaktes der Europagespräche der Stadt Warendorf am 1. 9. 2024 erinnert der Heimatverein Warendorf:
1954 - Kaiser Haile Selassi in Warendorf - ein Ereignis, an das man sich noch heute erinnert

Der erste große Stadtbrand von Warendorf aus dem Jahre 1404

Das Portrait: Joos Brandkamp, Kirchen- und Kunstmaler (1905 - 1983)
von Mechtild Wolf

100 Jahre Frauenwahlrecht - Erinnerungen an Clara Schmidt in Warendorf und die Frauenbewegung Clara Schmidt und die Frauenliste
Fakten und Historie

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Heimatvereins Warendorf
Thema: "Clara Schmidt und die Frauenliste 1924 in Warendorf"

Kindersonntag im Gadem

Verleihung des Heimatpreises der Stadt Warendorf an den Heimatverein Warendorf

Dankesworte des Heimatvereins zur Verleihung des Heimatpreises 2023

Traditionelles Struwenbacken am Karfreitag

Unser Garten

Gurt vettig Lüe bin Krinknommdag

Das Gadem am Zuckertimpen 4 – ein „Kleine-Leute-Haus“ ein Leitfaden, nicht nur für Kinder

Waffelnbacken im Gadem
 
Westfälisch Platt: Naorop fö Mathilde Kempkes
von Franz Schulte Nahrup

Was hat der Name „Teufelsbrücke“ mit dem Ems-Hochwasser zu tun?o:p>
von Heinrich Schallück (Einführung: Mechtild Wolff) (27. 12. 2023)
anlässlich des Emshochwassers Weihnachten 2023

Friedhofsrundgang des Heimatvereins mit Mechtild Wolff

Klönsonntag mit Mechtild Wolff

Zum Tag des offenen Denkmals:
Die Gesellschaft Harmonie in Warendorf

Heimatfest Mariä Himmelfahrt
Erlebte Geschichte: Mariä Himmelfahrt in den 1920er Jahren von Eugenie Haunhorst

Unser engagiertes Ehrenmitglied Kurt Heinermann verstarb im Alter von 91 Jahren

Anni Cohen und ihre Familie - von Warendorf nach Südafrika und Palästina
von Mechtild Wolff

Eduard Elsberg erbaute das erste große Kaufhaus in Warendorf
von Mechtild Wolff

Der Elsbergplatz
von Dr. Bernward Fahlbusch

Das Fahrrad, ein wertvoller Besitz
von Eugenie Hauenhorst

Traditionelles Struwenessen an Karfreitag im Gadem am Zuckertimpen

Jahreshauptversammlung 2023

Filmvorführung des Heimatvereins: "Als Warendorf sich wieder machte..."

Waffelnbacken im Gadem

Neujahrsgruß des Heimatvereins
Warendorfer Schriften Band 51/52 neu erschienen

Nachruf auf unseren langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Franz Bülte, Todestag  14. 12. 2022
von Norbert  Funken

„Wie war das eigentlich früher in Warendorf?“
Der Heimatverein lädt ein zum nächsten „Klön-Nachmittag“
Termin: Sonntag, den 20.11.2022 um 15 Uhr im Historischen Ratssaal des Rathauses am Marktplatz

Friedhofsrundgang mit Mechtild Wolff
"Sie alle haben sich um Warendorf verdient gemacht und sollten nicht vergessen werden"

Fragen an den Bürgermeister und die Ratsmitglieder in der Bürgerfragestunde
der Ratssitzung vom 28.9.2022 zum Thema:
Bauen auf der Emsinsel – Bauen in den Auen der Ems?

 

Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Neue Bahnhof" in Warendorf von Mechtild Wolff

 

Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Alte Bahnhof" in Warendorf
 
Der Warendorfer Friedhof - Spiegel der Stadtgeschichte


Gebr. Hagedorn und Co, eine Landmaschinenfabrik mit Eisengießerei

 
Der Warendorfer Friedhof: Spiegel der Stadtgeschichte
Carl Leopold und die Schnellsche Verlagsbuchhandlung 1909 - 1986


Antrag des Heimatvereins Warendorf an den Bürgermeister Horstmann und den Stadtrat der Stadt Warendorf bzgl. des Erhalts des Hauses Wallgasse 3

 
 

 

 

 

Unterstützen Sie unsere Arbeit durch eine Spende:
 
 Heimatverein Warendorf e.V.
An der Kreutzbrede 7
48231 Warendorf
IBAN DE89400501500000063156
Sparkasse Münsterland Ost