Herzliche Einladung zum „Klön-Sonntag“ des Heimatvereins am kommenden Sonntag, 1. Oktober 2023
Zeit:       10.30 Uhr 
Ort:        Tapetensaal des Hauses Klosterstraße 7
Thema:  „Denkmäler werden durch ihre Bewohner lebendig“ mit Mechtild Wolff

Am kommenden Sonntag findet um 10.30 Uhr wieder eine Klön-Veranstaltung des Heimatvereins im Tapetensaal des Hauses Klosterstraße 7 statt. Wir wollen Geschichten erzählen, die sich um alte Warendorfer Bürgerhäuser ranken, so wie sie Tante Sophie, die letzte Bewohnerin des Hauses Klosterstraße 7 erzählt hat,  von ihrem Vater, dem Firmengründer Hermann Josef Brinkhaus und ihrer Großmutter, die ihre Heirat erzwingen musste  und ihrem Ur-Großvater Dr. Katzenberger, der das schöne Haus mit den französischen Bildtapeten erbaute.

 

254 Oststraße 24.05.1913 18 Tapetensaal mit Tante Sophie  
Die Oststraße mit Haus Leopold und der Kaiserlichen Post Tante Sophie im Tapetensaal ca. 1920  

  

Spannend ist auch die Geschichte des Hauses Leopold auf der Oststraße und die Fragen:
Was hat der Erbauer Heinrich Kleine mit der Gröblinger Kapelle zu tun?
Welche Bedeutung hatte später Carl Leopold für Warendorf?
Wie sah es früher auf der Oststraße aus, als die Postkutschen der Kaiserlichen Post noch über das Kopfsteinpflaster ratterten?

 

41 1930 Kaufhaus Elsberg
Kaufhaus Elsberg Madonna auf der Erdkugel

  

Tragisch ist die Geschichte von Eduard Elsberg, dem Erbauer des ersten großen Kaufhauses an der Münsterstraße.

Eine lange Odyssee hatte die schöne Madonna auf der Weltkugel hinter sich, ehe sie den schönen Standort auf dem Marienkirchplatz fand.

An diesem Platz wohnte früher auch „Appolonia“, ein stadtbekanntes Original in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Wer kann sich noch an sie erinnern und hat vielleicht jemand noch ein Bild von „Appolonia“?

Zu all diesen Geschichten mit vielen historischen Bildern lädt der Heimatverein herzlich ein.

Der Eintritt ist wie immer frei!
Einen vergnüglichen Klön-Sonntag wünscht Ihnen

Mechtild Wolff

 

Die schöne Madonna der alten Zisterzienser-Abtei Marienfeld
von Dieter Müller

Eine glückliche Fügung geschah kurz nach dem Krieg 1870/71 in Warendorf. Der junge Bauer Bernhard Bussmann aus der Bauerschaft Holtrup, die zu Westkirchen gehörte, fuhr nach Warendorf zum Schweinemarkt, um Ferkel zu kaufen. Als sich der Markt dem Ende näherte und er immer noch keine geeigneten Ferkel gefunden hatte, erschien ein städtischer Ausrufer, ließ seine helle Schelle erklingen und machte bekannt: „Heute Mittag um 12 Uhr wird ein aus Stein gehauenes Frauenbildnis im Auftrag der Preußischen Regierung meistbietend verkauft. Sammelpunkt Klosterplatz.“ Der Ausrufer ging weiter und wiederholte in jeder Straße seine Bekanntmachung. Nur wenige Bürger nahmen davon Notiz. Aber Bauer Bussmann wollte sich das „Frauenbildnis“ ansehen. Auf dem Klosterplatz fand der Bauer aus Westkirchen nur einige alte Leute, einige Kinder und ein paar Arbeiter der nahen Fabrik vor. Die Madonna stand noch unverändert vor der Nepomukkapelle auf dem Klostervorplatz.

Pünktlich um 12 Uhr kam der Staatskommissar mit dem Ausrufer und einem Büroschreiber zum Klosterplatz. Der Staatskommissar machte nun bekannt, dass das Frauenbildnis seit 1803 Eigentum des Preußischen Staates sei. Jetzt sei der Franziskanerorden in Preußen aufgelöst und das Bildnis werde von niemand mehr geachtet, darum werde es heute zum Verkauf ausgeboten.

„Nun, liebe Leute, was wird für das schöne Kunstwerk geboten?“ fragte der Ausrufer die kleine Schar der Umstehenden. Keine Antwort. Da trat der Ausrufer zu Bauer Bussmann: „Nun junger Mann, haben Sie denn kein Interesse für diese schön Frau? Was wollen sie denn bieten?“ Laut rief Bussmann: „Fünf Mark will ich geben!“ Der Ausrufer schüttelte den Kopf und rief: „Fünf Mark sind geboten!“ Alles schwieg. Der Kommissar trat zu Bussmann und fragte. „Sind Sie Soldat gewesen?“ „Jawohl“, war die Antwort. Der Kommissar nickte dem Ausrufer zu. „Fünf Mark sind geboten - zum Ersten, zum Zweiten und..“ Er machte eine Pause: „Fünf Mark sind geboten - zum Ersten, zum Zweiten und zum …..Dritten!“

„Können Sie ihre Zahlungsfähigkeit nachweisen“, fragte der Kommissar den Bauern. Bussmann zog seinen alten, aus dem Kriegsdienst mitgebrachten Brustbeutel unter dem blauen Kittel hervor, lotste 5 Mark heraus und reichte sie dem Ausrufer. Er erhielt von dem Schreiber eine Empfangsbestätigung und die Verpflichtung, innerhalb einer kurzen Frist das Bildnis zu entfernen und den Platz fein säuberlich einzuebnen.

Nun war Bauer Bussmann also im Besitz der sehr schönen Madonna auf der Weltkugel. Nur, wie sollte er sie nach Hause transportieren? Sein einfacher Pferdewagen hätte ein paar Ferkel auf den damals sehr schlechten Sandwegen transportieren können, aber die 2,20 m große Madonna aus Baumberger Sandstein war viel zu schwer.

Jetzt kam Bussmann zu Hilfe, dass auch die Bauern aus Westkirchen ihr Getreide in der Affhüppen-Mühle in der Nähe der Herrlichkeit an der Ems mahlen ließen. Der Kornsammelwagen brachte das Korn aus Warendorf und von den umliegenden Höfen zur Mühle und das fertige Mahlgut wieder zurück. Der Gespannführer war gut bekannt mit Bauer Bussmann und er erklärte sich gegen ein geringes Trinkgeld bereit, die Marienstatue mit seinem Kornsammelwagen nach Westkirchen zu transportieren. Die Fuhrwerksleute taten das gerne, denn sie waren der Überzeugung, dass das schöne Madonnenbild aus der alten Abtei Marienfeld bei den kleinen Neubauern wohl mehr geachtet werden würde, als in der modernen, „aufgeklärten“ Stadt.

Nun war nur noch eine Klippe zu überwinden: Die Straßenbarriere in Vohren, wo Bauer Franz Heitmann die Gebühr für die Straßenverwaltung einziehen musste. Heitmann war ein echter Vohrener Bauer, der beim Anblick der Madonna ein so großes Glück empfand, dass er erst mal die im Schrank verborgene Schnapspulle herausholte. Dann suchte er nach dem Tarif für eine Madonna und siehe da: Für die Beförderung von Heiligtümern war von der königlichen Regierung noch kein Tarif ergangen. So kam die Marienfelder Madonna ohne Abgaben für die Straßenbenutzung nach Westkirchen und Bussmanns Frau staunte nicht schlecht, dass ihr Bernhard statt der Ferkel die Madonna vom Klosterplatz gekauft hatte.

Im Kreise der Nachbarn wurde beraten, wo das Kunstwerk aufgestellt werden sollte. An dem uralten Fußweg von Warendorf nach Westkirchen stellte ein Bauer einen Platz unentgeltlich zur Verfügung. Alle Nachbarn packten mit an, nur der Maurer Füchtenhans verursachte eine kleine Verzögerung: „Mittwochmorgen geht es nicht. Wir wollen Mittwochnachmittag sagen, denn Mittwochmorgen muss ich erst heiraten!“ So geschah es dann.

All die Jahre wurde die „Madonna auf der Weltkugel“, wie sie bei den Bauern genannt wurde, gut gepflegt und immer mit frischen Blumen geschmückt. Alle Fußgänger, ob einzeln oder in Gruppen, zogen ihren Hut zur Ehren der „Königin des Himmels und der Erde“.

Nach dem 2. Weltkrieg besann sich Warendorf wieder seines Charakters als Marienstadt. Einige Bürger, unter ihnen Oberstudienrat Heinrich Blum, Bürgermeister Otto Freund und einige Fransikanerpatres, traten mit dem Wunsch an Bauer Bussmann heran, die „Madonna auf der Weltkugel“ wieder in ihre ursprüngliche Heimat überführen zu wollen. Sie stießen auf vollstes Verständnis, Bussmann überließ den Warendorfern die Marienfelder Madonna und bekam eine barocke Madonnenfigur aus Oberammergau als Entschädigung.

Der Stadtgraben am Osttor wurde als Standort auserkoren und zu Pfingsten 1955 wurde die neue „Madonna am Stadtgraben“ von Pfarrer Hast feierlich geweiht. Hier hatte sie einen schönen, weithin sichtbaren Platz. Doch 1972 musste wegen des zunehmenden Autoverkehrs die Kreuzung verbreitert werden. Die Madonna wurde an einen geschützteren Standort im Stadtgraben versetzt. Der gefiel den Bürgern aber gar nicht. Die Madonna wirkte „verloren“ im Stadtgraben. 1987 endlich fand sich ein schöner Platz neben dem alten Turm der einstigen Marienkirche, die ja 1926 abgerissen worden war. Nun steht sie ganz in der Nähe des Münstertors, dessen Sandsteinsäulen mit dem prächtigen Eisengitter ja auch aus der Zisterzienserabtei Marienfeld stammen und 1803 mit der Säkularisierung an den preußischen Staat fielen. 1823 schenkte der Preußische König Friedrich Wilhelm III. die Marienfelder Sandsteinsäulen der Stadt Warendorf.

So wurde Warendorf Nutznießer der Säkularisierung.

 

Info-Box

Bei der barocken Marienskulptur handelt es sich um eine Immaculata aus dem Jahr 1717, wie aus einer verschlüsselten Inschrift ist zu schließen ist.

 

Quellen:

Neue Blätter zur Orts- und Heimatkunde im Kreis Warendorf Nr. 39 1963: „Die Madonna am Stadtgraben“ vor dem Osttor von Dr. Rohleder

Warendorfer Wegebilder und Hofkreuze, Pfarrei St. Laurentius Warendorf

 

 Mehr über St. Marien und die Geschichte der Kirche

 

Zum Tag des offenen Denkmals (10. 9. 2023)
Die Gesellschaft Harmonie in Warendorf
von Mechtild Wolff

An der Münsterstraße fällt ein außergewöhnliches Gebäude ins Auge, das Haus des Gesellschaftsclubs Harmonie. Viele Jahre lang war es ein Blickfang mit seinem charmanten hellblauen Anstrich.

 

Was ist der Gesellschaftsclub Harmonie und was bedeutete er für Warendorf?

Die Gesellschaft Harmonie ist mit ihrer über 200jährigen Geschichte der älteste Gesellschaftsclub unserer Stadt. Gegründet wurde er im Jahr 1810 von 24 Warendorfer Bürgern, deren Ziel es war „in einem ausgesuchten Kreise gesitteter Menschen die Freuden des gesellschaftlichen Lebens zu genießen“, so berichtet der Chronist Wilhelm Zuhorn. Die Mitglieder sollten aus Warendorf und seiner näheren Umgebung kommen.

1810, das war mitten in den Wirren der napoleonischen Zeit, einer Zeit, in der die Macht der Stände und Zünfte zu bröckeln begann. Die städtische Gesellschaft versuchte sich neu zu formieren, suchte nach einer neuen Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens. Das Bedürfnis nach Geselligkeit war groß, denn im Warendorf der damaligen Zeit gab es nur wenig öffentliches Kulturleben. Schon bald nach der Gründung wurde beschlossen, ein Gesellschaftshaus vom Münsteraner Baumeister Falger errichten zu lassen, „zu dem nur Gleichstehende und Gleichgesinnte Zutritt haben würden.“

1811 bezog die Gesellschaft Harmonie das elegante Haus an der Münsterstraße Nr.12. 1846 wurde der Festsaal angebaut, der durch zwei korinthische Säulenreihen in drei Schiffe aufgeteilt wurde. Er ist im Originalzustand erhalten, mit einem wunderschönen Holz-Mosaik im Fußboden und den beiden Majolika-Kachelöfen in den Nischen der Stirnwand. Diese Kachelöfen ersetzen seit 1907 die einstigen Eisenöfen. Beachtenswert ist auch der Balkon an der Stirnwand. Hier saß das Orchester, das zu den Festlichkeiten aufspielte. Hinter der recht hohen Balustrade verschwanden die Musiker - so wurden sie weder von den Festteilnehmern gesehen, noch konnten sie in den Festverlauf Einblick nehmen.

 

 

Den Bauplan für den Saalanbau entwarf der Dortmunder Regierungsbaurat Niermann. Er orientierte sich ganz offensichtlich an dem großen Berliner Baumeister Schinkel, der im Potsdamer Zivilkasino 1821-23 einen ähnlich eleganten Tanzsaal gestaltet hatte.

Auch der prächtige Kronleuchter wurde eigens in Berlin bei der Fa. Menke und Co. für 182 Taler gefertigt. Die Ähnlichkeit mit dem schinkelschen Lüster aus dem Königssaal des Prinz-Carl-Palais in der Berliner Wilhelmstraße ist unverkennbar. Nicht zu unrecht wird der Saal der Gesellschaft Harmonie als „einer der schönsten klassizistischen Innenräume Westfalen“ bezeichnet.

Bemerkenswert ist auch, dass mit dem Bau des Saales 1846 im Garten der Harmonie die erste Gasanstalt in Warendorf gebaute und betrieben wurde. Aus Öl und Tran und Harz wurde ein sehr helles Gas hergestellt, das die Räume in einem ungewohnten Glanz erstrahlen ließ.

Als im Jahr 1846, kurz nach Fertigstellung des Saales, der oberste Landesherr, König Friedrich Wilhelm IV. bei seiner Rückreise von Münster nach Berlin in Warendorf Station machte, wurde er in den prächtigen Räumen der Harmonie empfangen. Er sprach sich lobend über das Gesellschaftshaus und seine schöne Einrichtung aus. Bei dieser Gelegenheit würdigte er Franz Joseph Zumloh, den Stifter des Josephs-Hospitals und ehrte seine Verdienste durch die Verleihung des Roten Adlerordens.

 

Wie hat man sich das Vereinsleben des Clubs vorzustellen?

Die Gesellschaft Harmonie wurde als Herrenclub gegründet. Die täglichen Clubzeiten wurden von nachmittags 5 Uhr bis abends 10 Uhr festgelegt und an Sonn- und Feiertagen von 10-12 Uhr vormittags. In dieser Zeit trafen sich die Clubmitglieder zwanglos in den Clubräumen der Harmonie. Es war vorsorglich festgelegt worden, dass die Unterhaltung und das Spiel in getrennten Räumen stattfinden sollten, damit sich niemand gestört fühlte.

Wilhelm Zuhorn beschreibt in seiner Festschrift zum 100. Geburtstag der Gesellschaft Harmonie im Jahr 1910, dass der neu gegründete Gesellschaftsclub großen Anklang fand. Schon bald war die Elite der Bürgerschaft in der Harmonie vereinigt. Die neue Gesellschaft bot ihren Mitgliedern, die auf die tägliche Pflege des geselligen Lebens Wert legten, einen ihnen entsprechenden Rahmen. Hier konnte jeder nach erfüllter Pflicht und vollbrachter Arbeit die ihm zusagende Gesellschaft und Erholung finden.

Wer sich über öffentliche Angelegenheiten unterhalten wollte, fand hier immer Gleichgesinnte. Geschäftsleute konnten ihre Erfahrungen und Meinungen austauschen. Liebhaber der Literatur und der Zeitungslektüre fanden im Lesezimmer genügend literarische Erzeugnisse und die bedeutenden Zeitungen und Zeitschriften des Landes. Besonders begünstigt waren die Musikfreunde. Im Musikzimmer stellte der Club ihnen Musikinstrumente aller Art zur Verfügung. Als Gegenleistung mussten die Musiker einmal im Monat ein Konzert geben.

Den Freunden des Spiels stand täglich der Saal zur Verfügung, wo Domino und Schach gespielt wurden. Besonders beliebt waren die Kartenspiele. Für die Billardspieler stand ein separater Billardraum bereit.

Bei gut betuchten Gutsbesitzern hatte das gesellschaftliche Leben im Club Harmonie einen so hohen Stellenwert, dass sie eine Winterwohnung in Warendorf unterhielten, um am regen Clubleben teilnehmen zu können. Die schlechten Wegeverhältnisse hätten ihnen sonst den Besuch im Club Harmonie nur selten möglich gemacht.

In ihren Jugenderinnerungen an Warendorf erzählt Hanni Ewringmann über die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihr Vater Hugo Ewringmann war von 1904-1924 Bürgermeister der Stadt Warendorf. Nach Dienstschluss ging er gern in den Club, um ein Gläschen Bier zu trinken und eine Partie Billard mit dem Fabrikanten Brinkhaus zu spielen. Mit dem Postdirektor Hiepe diskutierte er die Weiterentwicklung des Emsstädtchens und Kaufmann Jülkenbeck drängte immer wieder darauf, dass die geplante Wasserleitung endlich gebaut werden sollte. Landrat Gerbaulet rauchte die lange Pfeife mit ihm und beide überlegten, wie ein Elektrizitätswerk zu finanzieren sei, damit auch Warendorf mit elektrischem Strom versorgt werden konnte. In zwangloser Atmosphäre wurden hier viele fruchtbare Gespräche geführt.

All diese Annehmlichkeiten konnten nur gewährleistet werden, weil der Hausverwalter, der Kastellan, zusammen mit seiner Frau für den reibungslosen Ablauf im Club-Haus sorgte. Er wohnte im Haus und stand immer zur Verfügung.

Die wesentlichen Aufgaben waren aber auf die Mitglieder des Direktoriums verteilt: Da gab es schon zur Gründungszeit neben dem Direktor, den Sekretär, den Zeremonienmeister, den Ökonomen, den 1. Kellermeister, der für die Weinvorräte zuständig war, den 2. Kellermeister, der immer frisches Bier bereithielt, den Kassierer, den Bibliothekar, den Musikdirektor und den Garteninspektor. An jedem 1. Werktag des Monats fand die Generalversammlung statt, auf der alle wichtigen Entscheidungen für den Club getroffen wurden.

Der Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens war das Stiftungsfest am 6. Januar. Dieser Dreikönigsball war auch 1910 der Glanzpunkt des 100 jährigen Jubiläums. Die Herren erschienen vorschriftsmäßig im Frack und mit weißen Glacéhandschuhen und die Ehefrauen und Töchter glänzten in großer Abendgarderobe. Die Damen durften anfangs nur die Bälle und Konzerte im Club besuchen. Später wurde ihnen erlaubt, an den Nachmittagen Damengesellschaften im Damenzimmer abzuhalten und mit ihren Familien sonntags nachmittags im Saal oder in der Damenhalle im Garten Kaffee zu trinken. Seit 1927 wurden auch alleinstehende Frauen als außerordentliche Mitglieder aufgenommen.

Schon  bei Anlegung des Gartens 1811 wurde eine Kegelbahn eingerichtet, um den Mitgliedern dieses gesunde und unterhaltende Spiel zu ermöglichen. Zuerst war die Kegelbahn unter freiem Himmel, später wurde sie sogar überdacht.

1880 wurde im Garten eine Damenhalle errichtet, die leicht verändert erhalten ist. Außerdem gab es von 1923-1928 einen Lawn-Tennisplatz im Club-Garten, der besonders von den Damen gern benutzt wurde.

Bis zum ersten Weltkrieg behielt die Gesellschaft Harmonie ihre hohe gesellschaftliche Bedeutung in Warendorf. Ab 1914 wurde mit Rücksicht auf die Kriegszeit von gesellschaftlichen Veranstaltungen abgesehen. Nach dem Krieg belebte sich das Clubleben wieder, zumal viele Aktivitäten gemeinsam mit dem Tennisclub stattfanden. Die Inflation Anfang der 1920er Jahre bedeutete eine weitere schwere Belastung für die Gesellschaft. Eine Verschärfung der Situation trat durch die Machtübernahme Hitlers ein. Clubgesellschaften galten den neuen Machthabern grundsätzlich als reaktionär und unzuverlässig. Um die Machthaber zufrieden zu stellen, wurden Clubräume für Versammlungen der NSDAP zur Verfügung gestellt. Das bewahrte den Verein aber nicht davor, dass 1935 von der Partei die Herausgabe des gesamten Clubhauses an der Münster-straße gefordert wurde. Das war eine indirekte Aufforderung zur Auflösung der Gesellschaft. Ab 1936 wurden die Veranstaltungen der Harmonie von der SA gezielt gestört, Scheiben des Harmoniegebäudes wurden eingeworfen, geparkte Autos beschädigt und Beleidigungen ausgerufen: „Alle Mitglieder der Harmonie sind Lumpen!“ Die Tatsache, dass mehrere Club-Mitglieder der NSDAP angehörten, half der Gesellschaft nicht. Um sich der Auflösung von Seiten des Regimes zu entziehen kam es zu einer Fusion zwischen dem Tennisclub und der Harmonie, denn Sportvereine waren unverdächtig und entsprachen der national-sozialistischen Ideologie. Man feierte nun zusammen, wenngleich die unbeschwerte Festfreude Vergangenheit war.

1941 wurde die Gesellschaft Harmonie als „Brun-Warendorp-Haus“ in eine NS- Gesellschaft umgewandelt, die sich an der nationalsozialistischen Kulturpflege beteiligen sollte. Dr. Rohleder hatte diesen Namen vorgeschlagen. Brun Warendorp entstammte einem Warendorfer Geschlecht und war im 14. Jahr-hundert Bürgermeister von Lübeck gewesen.

In die Clubräume zog nun die Kreisbauernschaft ein, zwei Räume waren mit einem Kindergarten belegt und 1943 wurden auch die Bestände des Kreismuseums eingelagert. Sogar die Kegelbahn wurde von einer in Münster ausgebombten Firma belegt. Dem Club blieb nur ein Raum zum Unterstellen seiner Möbel. An Clubaktivitäten war wegen des Krieges sowieso nicht zu denken.

Nach Kriegsende, am 13. Januar 1948 wurde die „Gesellschaft Harmonie“ beim Amtsgericht Warendorf als Nr. 1 im Vereinsregister wieder eingetragen. Die Satzung von 1931 trat wieder in Kraft. Dem Nationalsozialismus war es nicht gelungen, den Clubgedanken auszulöschen. Der neue Anfang war schwer. Das Clubhaus stand der Gesellschaft zwar wieder zur Verfügung, aber die Gesellschaft Harmonie konnte die hohen Unterhaltskosten und die fälligen Reno-vierungskosten für das gesamte Haus nicht mehr aufbringen. Durch die Währungsreform hatte der Club sein gesamtes Barvermögen verloren. Darum entschloss sich die Gesellschaft zu einer Vermietung an den Kreis Warendorf, der den Saal, das Damenzimmer, das frühere Bibliothekszimmer und den dahinter liegenden Raum für das Kreisheimatmuseum zu einem Mietzins von 158,00 DM monatlich anmietete. Ein Glücksfall für die Harmonie, denn der Kreis beteiligte sich maßgeblich an der Renovierung des Saales, der im 2. Weltkrieg während der Nutzung durch die Landesbauernschaft sehr gelitten hatte. Schon damals hatte der Provinzialkonservator das Harmonie-Gebäude zu einem Bauwerk öffentlichen Interesses erklärt.


Bis zur Eröffnung des Museums vergingen noch zwei Jahre. In dieser Zeit standen die Räume aber nicht leer. Die Raumknappheit der Nachkriegsjahre weckte viele Begehrlichkeiten. Das Aufbaugymnasium erteilte hier seinen evangelischen Religionsunterricht, Studienrat Klessing gestaltete Schulaus-stellungen und sogar der Kreis hielt hier gelegentliche Sitzungen des Kreistages ab.

Für das neue Kreisheimatmuseum war diese Unterbringung in dem klassizistischen Gebäude ein Glücksfall, denn solch ein eindrucksvolles Domizil hatte das Museum noch nie gehabt. Unter der Leitung von Josef Goeken wurde es zu einer großen Bereicherung des Warendorfer Kulturlebens. Auch Warendorfer Künstler bekamen Gelegenheit, hier ihre Werke auszustellen. Ich erinnere mich noch gerne an die Krippenwettbewerbe, die in den 1950er Jahren in der Vor-Weihnachtszeit stattfanden. Auch Schüler gestalteten Krippen aus Ton, Holz, Stoff oder Plasteline, die in einer feierlichen Preisverleihung prämiert wurden. Die heimischen Musiker konnten hier in gediegener Atmosphäre mit kleinen Konzerten ihr Können präsentieren.

Gegen Ende der 1950er Jahre verschärften sich die finanziellen Probleme des Gesellschaftsclubs wieder. Der Erhalt des Hauses verschlang viel Geld, zumal jetzt noch das Dach undicht war und ein Anstrich des Hauses anstand.

Der Vorstand des Vereins suchte einen finanzstärkeren Mieter, der 1960 mit der Deutschen Bank gefunden wurde. Nach schwierigen Verhandlungen, in denen sogar der Abriss des Gebäudes und kompletter Neubau in Erwägung gezogen wurde, zog die Deutsche Bank 1962 mit ihren Geschäftsräumen ein. Der Saal und die Nebenräume blieben dadurch in ihrem Originalzustand erhalten.

1977 beendete die Deutsche Bank das Mietverhältnis und ein Antiquitäten-geschäft zog ein. Für das Kulturleben in Warendorf war das eine schöne Lösung, denn nun fanden in dem wunderschönen Saal wieder Ausstellungen und romantische Konzerte statt, die gerne besucht wurden. Nun sind seit vielen Jahren die Räume an ein Modegeschäft vermietet. Die Warendorfer Bürger können täglich die Schönheit des ehemaligen Ballsaales bewundern.

Für das Clubleben steht nur noch das „Herrenzimmer“ zur Verfügung, jetzt „Gesellschaftszimmer“ genannt und das Kaminzimmer, früher Billardzimmer. Im Kaminzimmer befindet sich ein alter Warendorfer Küchenkamin, ein prächtiger Renaissance-Kamin aus Baumberger Sandstein. Der Fries ist mit dem Namen und der Hausmarke des Besitzers geschmückt und zeigt die Jahreszahl 1552. Der friesartige hohe Steinrahmen des Kamins ruht auf weit ausladenden Kragsteinen und tritt im Gegensatz zu den hölzernen Rauchfängen relativ gering aus der Wand hervor.

Die etwas jüngeren Volutenkragsteine ent-stammen dem Pagenstecherschen Hause auf der Freckenhorster-Straße. Sie zeigen das Wappen mit dem geflügelten Pferd und den drei Stech-palmenblättern. Das weist auf den Namen Pagenstecher hin. Er bedeutet (page = Pferd) soviel wie: Der Mann, der vom Pferde aus mit der Lanze sticht.

Der Renaissance-Kamin aus dem Haus Freckenhorster-Straße 27 gehörte seit 1552 der Familie Hughe. Sie waren Kupferschmiede und prägten für die Stadt im 16. Jahrhundert die Kupfermünzen. Dieser bedeutende alte Küchen-Kamin kam wohl 1932 in den Besitz der Gesellschaft Harmonie, als das Haus Freckenhorsterstraße 27 von der Familie Eselgrim an die Sparkasse verkauft wurde, die es dann abriss, um das große Sparkassengebäude zu errichten.

Trotz aller Bedrängnisse und aller gesellschaftlichen Veränderungen ist die Gesellschaft Harmonie bis heute ein lebendiger Gesellschaftsclub geblieben.

 

Der Garten der Gesellschaft Harmonie

In der Mitte des Gartens stand eine prächtige Blutbuche, die bei der Anlage des Clubgartens 1854 gepflanzt wurde. Sie wurde gegen den Willen der Besitzer 1937 von Landrat Gerdes in das „Naturdenkmalbuch des Kreises Warendorf“ eingetragen. 1960 wurde die Blutbuche von der Stadt Warendorf als Naturdenkmal eingetragen. 2016 musste sie leider wegen eines Pilzbefalls gefällt werden.

Die alte Gaslaterne im Garten ist eine der letzten Zeitzeugen der Gasbeleuchtung in Warendorfs Straßen. Nicht überlebt hat die Kegelbahn, die beim Bau des Hauses an der östlichen Mauer eingerichtet wurde. Zuerst war die Kegelbahn unter freiem Himmel, später wurde sie sogar überdacht. Heute ist sie leider abgerissen, sie musste dem Bau von Parkplätzen weichen.

1880 wurde im Garten eine Damenhalle errichtet. Sie wurde im Laufe der vielen Jahrzehnte vielfach verändert und dem Zeitgeschmack angepasst.

 

die Damenhalle um heute und um 1920

 

  

Quellen:

Wilhelm Zuhorn: Die Gesellschaft Harmonie zu Warendorf  1810-1910

Johannes Nowak: Die Geschichte der Gesellschaft Harmonie  1910-1970

Hanni Ewringmann: Meine Jugenderinnerungen an Warendorf

Bilder: Bildarchiv des Kreises Warendorf, Archiv Wolff

Text: Mechtild Wolff   

Erlebte Geschichte in Warendorf
Die Apfelernte an der Chaussee nach Klauenberg
von Eugenie Haunhorst

Wenn ich die wunderschön blühenden Apfelbäume sehe, erinnere ich mich an die glücklichen Augen meines Vaters, wenn er diese Frühjahrspracht sah. Natürlich erfreute er sich an dem strahlenden Weiß der Blüten, aber er hatte auch schon die reiche Apfelernte im Sinn.

 

 

Wir hatten selbst in unserem Garten nur wenige Obstbäume, darum verfolgte Vater mit großem Interesse das Gedeihen der Äpfel an den Chausseebäumen. Die Landstraße von Warendorf zum Klauenberg war an der Nordseite mit Apfelbäumen bepflanzt. An der Südseite verlief seit 1887 die Eisenbahnstrecke. Nach dem 1. Weltkrieg, also in den Zwanziger Jahren, war unsere Familie Nutznießer dieser volkswirtschaftlich sehr weisen Anpflanzung. Die ohne Schnitt im Wildwuchs stehenden Bäume wuchsen prächtig und trugen Äpfel verschiedener Sorten.Chaussee nach Klauenberg (heute B64)

Von der Kreisstraßenbauverwaltung in Warendorf wurden die Apfelbäume zur Zeit der Reife versteigert. Vorher war das Pflücken streng verboten. Äpfel aufsuchen durfte man allerdings. Hatte es in der Nacht gestürmt, weckte uns unsere Mutter um 6 Uhr in der Früh. Mein älterer Bruder Otto und ich fuhren dann eilig in Richtung Klauenberg, mit leeren Taschen an den Fahrrädern. Wir mussten einige Kilometer weit herausfahren, denn es nutzten viele Leute diese gute Gelegenheit der Fallobsternte. An einem „guten Baum“ – wir wussten genau, wo die leckeren Äpfel wuchsen – füllten wir schnell unsere Taschen und radelten schwer bepackt wieder heim. Zu Hause war dann nur noch Zeit für ein eiliges Frühstück, denn wir durften nicht zu spät zur Schule kommen.

Äpfel waren ein sehr wichtiges Lebensmittel in der damaligen Zeit. Jeden Tag gab es zum Mittagessen frisches Apfelmus und auf den sonntäglichen Kaffeetisch gehörte ein selbstgebackener Apfelkuchen. Durch seine gute Lagerfähigkeit war der Apfel im Winter der wichtigste Vitaminspender. „An apple a day keeps the doctor away!“ Diesen englischen Spruch kannten wir damals schon.

Am Tag der Apfelbaum-Versteigerung versammelten sich viele Menschen an der Klauenberger Chaussee. Unser Vater ersteigerte immer einen Block, etwa vier bis fünf Bäume. Wenn er Glück hatte, bekam er die mit den „guten Äpfeln“. Boskop war besonders beliebt, denn die Äpfel konnte man bis Ostern lagern – sofern sie nicht schon gegessen waren. Die ersteigerten Bäume mussten am gleichen Tag abgeerntet werden, danach waren alle Bäume zum Ernten für jedermann freigegeben.

Nach dem Mittagessen wurde bei uns der Bollerwagen mit einer Leiter, zwei Apfelpflückern und mit Taschen beladen. Zwei Kinder zogen den Bollerwagen über die Landstraße Richtung Klauenberg, die anderen kamen mit den Fahrrädern. Gut, dass wir fünf Kinder hatten, jetzt wurden alle helfenden Hände gebraucht.


Hatten wir die für uns markierten Bäume gefunden, ging es eifrig ans Pflücken und Aufsuchen. Die Pflückäpfel wurden vorsichtig in den Bollerwagen gepackt, die Falläpfel kamen in die Taschen. Zur Kaffeezeit kam unsere Mutter mit dem Fahrrad und brachte uns Reibekuchen und Saft, ein wohlverdienter Schmaus. Waren unsere Bäume abgeerntet, zogen wir mit dem hochgefüllten Bollerwagen und schweren Taschen am Fahrrad gen Heimat. Wir hatten einen anstrengenden, aber einträglichen Familienausflug erlebt.

Zu Hause füllten wir die Apfelregale im kühlen Keller und waren stolz, für den Wintervorrat gesorgt zu haben.

 

  

Erlebte Geschichte in Warendorf
Vom Eisschrank zum Kühlschrank
von Eugenie Haunhorst

Eugenie als Schülerin 1921Wie stolz waren wir, als wir vor 50 Jahren unseren ersten Kühlschrank bekamen. Erfindergeist und die Elektrifizierung hatten den Schritt vom Eisschrank zum Kühlschrank gemacht. Der Eisschrank war etwa ab 1900 eine nützliche Einrichtung für Hotels und Großbetriebe. Heimatverein Warendorf: Eiskeller an der KolkstiegeDiese Kühlmöglichkeit wurde durch Eis, natürliches und später künstliches, möglich gemacht. Auch in einigen Privathaushalten gab es diese recht unförmigen Eisschränke, die sehr teuer waren. Der Nutzraum war klein, denn dieser Schrank wurde mit Eis gefüllt.

Aber woher kam das Eis? In Warendorf war das Wasser der Ems hier sehr nützlich. Ich gehe mit meiner Erzählung zurück in die 20er-Jahre. Die Winter waren damals sehr kalt, 20 Grad unter 0 waren damals keine Seltenheit. Die Ems war wochenlang zugefroren. 1927 und 1928 konnten wir über drei Wochen lang auf der zugefrorenen Ems Schlittschuh laufen. Natürlich oberhalb des Wehres, also liefen wir von der Emsbrücke bis zur Herrlichkeit oder bis zu Bauer Sechelmann in Vohren. Unterhalb der Stadt gab es den Emskamp, einen toten Emsarm am Münstertor, am Ende der Fischerstraße gelegen. Ein etwa drei Meter breiter Uferweg trennte diesen alten Emsarm von der nördlich vorbeifließenden Ems.

Heimatverein Warendorf: Ausssägen von EisblöckenBei jedem Hochwasser füllte sich der Emskamp bis zum Rand mit Wasser aus der Ems. Auf diesem stehenden Gewässer bildete sich bei Frost eine dicke Eisdecke..
Der Eiskellerbesitzer Ahlke heuerte Kötter und Landwirte an, die sogenannten Eisbauern, die in mühevoller Arbeit dieses Eis in seinen Eiskeller brachten. Die starken Männer sägten oder sprengten Löcher in die Eisdecke und zogen mit Eisharken die großen Eisstücke heraus und brachten sie oft mit schwerem Gerät an Land.

Große Kastenwagen wurden mit dem Eis beladen. Zwei dicke, schwere Belgier Pferde mussten harte Arbeit leisten, wenn sie den Wagen die hartgefrorene Böschung am Emskamp hochzogen. Mit anspornenden Zurufen und Peitschengeknall ratterte das Pferdefuhrwerk dann über die Brinkstraße, den Wilhelmsplatz, durchs Münstertor, über den Münsterwall, um die Neue Kirche herum und durch die Hohe Straße zu Ahlkes Eiskeller an der Kolkstiege. Diese mit Eis beladenen Wagen donnerten mehrmals am Tage über das gefrorene Steinpflaster an unserem Haus vorbei und erregten immer wieder das Interesse von uns Kindern. Wir liefen hinter dem Wagen her bis zum Emskolk und beobachteten voller Spannung, wie das Eis durch Fensterlöcher über Holzrutschen in die Tiefe des Kellers befördert wurde. Setzte Tauwetter ein, wurden die Fenster des Eiskellers schnell zugemauert. Heimatverein Warendorf: Eisbauern ziehen ausgesägte Eisblöcke aus den Teichen

Dieser Eiskeller war so kalt, dass die Eisblöcke bis zum nächsten Winter gefroren blieben.
Bis heute ist der fensterlose Bau des Eiskellers an der Kolkstiege zu sehen. Besonders im Sommerhalbjahr brachte die Nutzung des Eises Arbeit und Verdienst. Im Innenhof der Firma Ahlke an der Lüningerstraße wurde die schwere Eisentür zum Eiskeller geöffnet und das Eis nach Bedarf herausgeholt.

Eisschränke mussten regelmäßig mit neuem Eis befüllt werden. Die Versorgung klappte auf Bestellung. Ein starker Mann brachte den dicken Eisblock ins Haus. Als Schutz gegen die Kälte und das Tropfwasser hatte er über der linken Schulter einen Lederschurz. Darauf legte er das großes Stück Eis, später eine Eisstange, etwa 40-50 cm lang und 15 cm im Durchmesser. Sie wog bis zu 45 kg und wurde mit 2 Eisenharken hochgehievt.Hauptabnehmer waren Restaurants, Hotels und Fleischereien, aber auch Apotheken und Krankenhäuser. Lebensmittelvorräte und Medikamente hatten durch die Kühlung eine wesentlich längere Haltbarkeit. Getränke, vor allem das Bier, wurden schon damals gern gekühlt getrunken.

Diese so genannten Eiskisten baute jeder Betrieb nach Bedarf. Gut isoliert und immer mit Eis gefüllt waren sie die Vorstufen für die Kühlschränke. Diese Art der Kühlung war mit viel Arbeit verbunden, aber man war froh, eine Kühlmöglichkeit zu haben. Erst durch die Elektrifizierung im ganzen Land entwickelte die Industrie ein breites Angebot an Kühlschränken, Kühltruhen und großen Kühleinrichtungen.Man macht sich heute keinen Begriff mehr von der Mühe, die es noch vor 50 Jahren kostete, die täglichen Lebensmittel kühl und haltbar zu machen. Im Sommer gehörte es zu den täglichen Notwendigkeiten, nach jeder Mahlzeit die Lebensmittel in den Keller zu tragen. Im Winter stellte man sie draußen auf die Fensterbank.
 

Die Autorin Eugenie Haunhorst geb. Göcke wurde 1912 in Warendorf geboren und wuchs in einer Lehrerfamilie mit vier Geschwistern auf. Im Alter von 90 Jahren begann sie, Erinnerungen aus ihrem Leben im Warendorf der 1920er Jahre aufzuschreiben. Sie starb 2016 im Alter von 103 Jahren.


Bild: Archiv der Altstadtfreunde Warendorf
alle Rechte vorbehalten: Eugenie Haunhorst 2006

 

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Der Elsbergplatz
von Dr. Bernward Fahlbusch

Das Fahrrad, ein wertvoller Besitz
von Eugenie Hauenhorst

Traditionelles Struwenessen an Karfreitag im Gadem am Zuckertimpen

Jahreshauptversammlung 2023

Filmvorführung des Heimatvereins: "Als Warendorf sich wieder machte..."

Waffelnbacken im Gadem

Neujahrsgruß des Heimatvereins
Warendorfer Schriften Band 51/52 neu erschienen

Nachruf auf unseren langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Franz Bülte, Todestag  14. 12. 2022
von Norbert  Funken

„Wie war das eigentlich früher in Warendorf?“
Der Heimatverein lädt ein zum nächsten „Klön-Nachmittag“
Termin: Sonntag, den 20.11.2022 um 15 Uhr im Historischen Ratssaal des Rathauses am Marktplatz

Friedhofsrundgang mit Mechtild Wolff
"Sie alle haben sich um Warendorf verdient gemacht und sollten nicht vergessen werden"

Fragen an den Bürgermeister und die Ratsmitglieder in der Bürgerfragestunde
der Ratssitzung vom 28.9.2022 zum Thema:
Bauen auf der Emsinsel – Bauen in den Auen der Ems?

 

Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Neue Bahnhof" in Warendorf von Mechtild Wolff

 

Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Alte Bahnhof" in Warendorf
 
Der Warendorfer Friedhof - Spiegel der Stadtgeschichte


Gebr. Hagedorn und Co, eine Landmaschinenfabrik mit Eisengießerei

 
Der Warendorfer Friedhof: Spiegel der Stadtgeschichte
Carl Leopold und die Schnellsche Verlagsbuchhandlung 1909 - 1986


Antrag des Heimatvereins Warendorf an den Bürgermeister Horstmann und den Stadtrat der Stadt Warendorf bzgl. des Erhalts des Hauses Wallgasse 3

 
 

 

 

 

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An der Kreutzbrede 7
48231 Warendorf
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E-Mail: vorstand@heimatvereinwarendorf.de
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