Die
diesjährige Ausstellung des Heimatvereins im Torschreiberhaus am Osttor
zu Ostern zeigt Pferdegespanne als Kinderspielzeug. So wie heute Kinder
mit Modellen des am meisten genutzten Verkehrsmittels Auto spielen, so
waren in früheren Jahren Pferdegespanne ein beliebtes Spielzeug. Gisela
Gröne vom Heimatverein hatte für die Vitrinen des Torschreiberhauses
eine Auswahl verschiedener Gespanne zusammengestellt.
Zur Eröffnung der Ausstellung schlug Wolfgang Reisner einen
Bogen von den Gespannen zur Geschichte des Torschreiberhauses und den
Aufgaben der dort tätigen Personen. Die Stadt Warendorf hatte 1822 das
Torschreiberhaus am Osttor mit einem Zuschuss von 200 Talern des
Preußischen Staates errichtet. Dafür wurde ein etwa 100 Schritte vom
jetzigen Standort entferntes Torschreiberhaus abgebrochen. Balken und
Dachziegel des abgebrochenen Hauses wurden für den Neubau mit genutzt.
Bestimmt war das Haus für den Torkontrolleur des staatlichen Zoll- und
Steueramtes, der Aufgaben bei der Erhebung der Mahl- und Schlachtsteuer
ausführte.
Hier am Osttor hatte aufgrund einer Vereinbarung zwischen
Stadt und Zoll- und Steueramt der Torkontrolleur zeitweilig auch die
Aufgaben des städtischen Torschreibers gegen freie Wohnung und freies
Feuerholz mit übernommen. Für die Stadt hatte er für die Erhebung des
Pflaster- und Brückengeldes Bescheinigungen auszustellen. Mit denen
bezahlten die Fuhrleute dann das Pflaster- und Brückengeld bei einem
Kaufmann Lüninghaus auf der Freckenhorster Straße. Außerdem hatte er
von jedem Wagen mit Brennholz eine bestimmte Anzahl von Kloben für die
Stadt einzubehalten. Davon konnte er Holz für seinen Hausbedarf
abzweigen.
Für alte Pferdegespanne bietet das Torschreiberhaus allerdings nicht Platz genug, darum hat Gisela Gröne eine Ausstellung mit „Pferd und Wagen“ in Kleinformat zusammengestellt. Denn, das tägliche Leben spiegelt sich im Kinderspielzeug. Pferd und Wagen waren früher beliebte Spielsachen, das zeigt sich an der Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Ausstellungsstücke. Sie sollen erinnern an vergangene Zeiten, in der Pferdfuhrwerke das wichtigste Transportmittel waren. An den Stadttoren mussten all die Wagen, Gespanne, Karren und Kutschen anhalten, um ihren Straßenzoll im Torschreiberhaus zu entrichten. Außerdem wurde dort genau aufgeschrieben, wer in die Stadt herein und wieder herausfuhr. Was waren die Aufgaben des Torschreibers? Über dieses Thema wird Wolfgang Reisner am Sonntag um 15.30 Uhr im Torschreiberhaus erzählen, um die Vergangenheit dieses kleinen Häuschens am Eingang der Altstadt lebendig zu machen. Die Ausstellung des Heimatvereins ist jeden Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist wie immer frei.