Firma „Hermann Breede“
von Mechtild Wolff

1907 schied Hermann Breede als Gesellschafter aus der „Ersten Freckenhorster Plüschweberei“ aus und baute seinen eigenen Betrieb an der Warendorfer Straße. Hier betrieb er drei mechanische Webstühle, die er im Rheinland gekauft hatte. Breede stellte ausschließlich Velours aus Mohair und Wolle her, damals noch Plüsch und Mokett genannt. 1913 und 1927 wurde dieser Betrieb wesentlich erweitert und Hermann Breede holte seine Söhne Bernhard und Heinrich ins Geschäft.

  Die kleine Firma Breede lieferte schon 1928 den ersten großen Veloursauftrag nach Shanghai aus. Auf dem Bild sieht man die beiden Söhne mit dem beladenen Dreigang-Hanomag, der mit dem
Einzylinder-Motor mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h die Ware zum Freckenhorster Bahnhof transportierte. Breede exportierte im Laufe der Jahre nach Holland, Dänemark, Frankreich, in die Schweiz und in die baltischen Staaten, sowie nach China und Mexiko. 1938 platzte die Weberei aus allen Nähten, aber an der Warendorfer Straße war eine Erweiterung nicht mehr möglich. Mit seinen Söhnen zusammen erwarb Hermann Breede ein 38.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Feidiekstraße/Ecke Merveldtstraße. Wegen des Zweiten Weltkriegs konnte aber nicht mehr gebaut werden. Die Produktion wurde den Kriegsanforderungen angepasst. Es wurden Decken, Hemdenstoffe und Inlett hergestellt. Erst 1949 konnte mit dem Bau einer neuen Fabrik begonnen werden, die im Jubiläumsjahr 1951 eingeweiht wurde. 30 Arbeiter webten jetzt hochwertigen Mohair-Velours, Wollvelours und Epingle.
 

1928 die erste Velourssendung für Shanghai"

In den Jahren des Wirtschaftswunders nach dem Krieg liefen die Geschäfte sehr gut. Die Belegschaft stieg auf 50 Mitglieder an. Die Geschäftsleitung hatte nun Hermann Breede (1927-1989) inne, der Sohn von Heinrich Breede. Als 1964 Bernhard Breedes Sohn Hans Hermann (*1941) sein Studium an der Textil-Ing. Schule in Mönchen-gladbach abgeschlossen hatte, trat er in die Firma ein. Zusammen mit seinem Vetter Hermann Breede führte er das Familienunternehmen Breede in der dritten Generation.

Die Lage in der Textilindustrie wurde in den 1980er immer bedroh-licher. Als 1985 die Firma Andreae in Viersen abgewickelt wurde, übernahm die Firma Breede den Bereich Mohair-Velours und führte ihn weiter. 1993 stellte die Mohair-Weberei Jostmann die Produktion ein. Breede übernahm Maschinen und Kunden. Durch seine Konzen-tration auf Mohair überlebte Breede in dieser Nische länger als viele Mitbewerber. Aber auch Mohair kam mehr und mehr aus der Mode. Darum wich man auf technische Textilien aus. Der Mohair-Velours für Dichtleisten im Lebensmittelbereich und die Entwicklung von Mohair-Velours für Ski-Steigfelle haben das Überleben der Firma Breede für einige Jahre gesichert.

Aber 2008 beschlossen die Gesellschafter der Firma „Hermann Breede GmbH & Co. KG“, die Produktion auslaufen zu lassen. Hans Hermann Breede gab bekannt: „Der Niedergang der heimischen Textilindustrie betrifft auch die Produktion von hochwertigen Möbelstoffen. Eine Reihe von wichtigen Polstermöbelherstellern, Möbelgroßhändlern und Lieferanten haben ihren Geschäftsbetrieb bereits eingestellt. Viele Mitbewerber haben daher in den letzten Jahren aufgeben müssen oder sind in Insolvenz gegangen. Dies hat den überlebenden Firmen zwar kurzfristig neue Aufträge verschafft, das grundsätzliche Absatzproblem aber nicht beseitigt. Umsatz-verluste bei Möbelstoffen haben nur zum Teil durch Erweiterung des Angebotes um technische Textilien aufgefangen werden können.“ 2009 schloss die Mohair-Weberei „Hermann Breede GmbH & Co. KG“ als letzte Freckenhorster Weberei ihre Pforten.

Eine 118 Jahre lange Webertradition fand damit ihr Ende.

 

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