Töttchen – das Traditionsessen zum Fettmarkt
von Mechtild Wolff

Heimatverein Warendorf: Töttchen und HuildöppkenZu Fettmarkt gehört ein Töttchen, das war schon für uns Kinder selbstverständlich. Lange vor dem ersehnten Fest - da war richtig was los in Warendorf - wurde herumgehört: „Wo gibt es in diesem Jahr das beste Töttchen, bei Buller, bei Middendorf oder bei Porten oder bei Gröne-Johann?“
Erst der unverwechselbare Duft des Töttchens vermittelte uns das richtige Fettmarktgefühl. Am Fettmarkt-Mittwoch kamen die Bauern von weit und breit in die Stadt, manchmal noch mit Pferd und Wagen. Der erste Gang führte sie in eine Gastwirtschaft, um sich aufzuwärmen und zu stärken. Natürlich mit einem Töttchen, denn das war die beste Unterlage für den ausgiebigen Rundgang über den Viehmarkt, wo jeder Handel mit einem Schnaps besiegelt wurde. Zu dem Töttchen gehörte natürlich ein Schnaps. „Sonst bekommt es nicht!“ sagte mein Großvater.

Früher wurde viel mehr Schnaps als Bier getrunken. Kalli Buller erzählt, dass in seiner Gaststätte an der Emsstraße immer ein 200 Liter Fass Schnaps lag und man glaubte nicht, wie schnell das leer war. Der Schnaps wurde in Huildöppkes ausgeschenkte, die 2,5 cl fassten. Das war schon ein ordentlicher Schluck.
Den gönnten sich die Bauern auch Sonntags morgens, wenn sie bei Wind und Wetter zur Kirche kamen. Waren die Pferde ausgespannt, bestellte man sich ein Huildöppken. Das wurde vor der Messe halb leer getrunken, die 2. Hälfte gab es nach der Messe. Es soll nicht selten vorgekommen sein, dass jemand sich während der Predigt aus der Kirche schlich, um nach seinem Schnaps zu gucken und ein wenig zu kosten.

Warum ist gerade Töttchen das Traditionsessen zu Fettmarkt? Mit der kalten Jahreszeit begann die Heimatverein Warendorf: Werbung Buller 1925Schlachtsaison. Auf den Bauernhöfen und in ganz vielen Stadthaushalten wurde ein Schwein, ein Rind oder gar ein Kalb geschlachtet und verwurstet. Nur, was tun mit dem Kopf des Tieres? Verkommen ließ man nichts! In vielen Familien war es üblich, den Kopf den Armen zu schenken. Die kochten ihn zusammen mit Beinfleisch (zum Gelieren), suchten das Kleinfleisch sorgfältig ab, verschmorten es mit Zwiebeln und schmeckten mit Gewürzen etwas Essig ab. Ein leckeres Ragout!

Lange Jahre galt das Töttchen als „Arme-Leute-Essen“, bis es auch von der etablierten Bürgerschicht als Köstlichkeit entdeckt wurde. „Das Fleisch, das nahe am Knochen wächst, ist immer das beste!“ So sagte schon meine Großmutter.
Auch der Bürgermeister wusste ein Töttchen zu Fettmarkt sehr zu schätzen, wenn er mit den Stadträten und Honorationen der Stadt und verdienten Bürgern seinen Rundgang über den Fettmarkt machte und an so manchem Stand ein Schnäpschen trinken musste. Eine solide Töttchen-Grundlage war da sehr wichtig.
Diese Tradition ist eine liebenswerte Facette unserer Stadt. Nur wenn diese und weitere Traditionen sorgfältig gepflegt werden, bleibt der unverwechselbare Charme unserer Stadt erhalten.
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alle Rechte vorbehalten, Mechtild Wolff (C) 2006

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