Warendorf 1872 – ein kleines Landstädtchen an der Ems mit einem
humanistischen Gymnasium, an dem die Söhne der Stadt und des Umlandes
seit 1856 das Abitur machen können. Pauline Hentze ist es zu verdanken,
dass nun auch den Mädchen eine höhere Schulbildung angeboten wird.
Sie
selbst hatte das Glück gehabt, eine „Höhere Erziehungs-Anstalt“ besuchen
zu dürfen. Mit einem Privatstudium erlangte sie das Zeugnis für den
Unterricht an Elementarschulen.
Im Sommer 1872 eröffnete Frl. Hentze an der Brünebrede 25 eine
private Höhere Töchterschule mit einem Internat für auswärtige Kinder.
Bürgermeister Diederich und der Schulvorstand unterstützten sie nach
Kräften bei den Anfangsschwierigkeiten. Die Königliche Regierung in
Münster stimmte der Schulgründung erst zu, als Pauline Hentze die
„Prüfung für das Amt der Vorsteherin an einer weiblichen Unterrichts-
und Erziehungsanstalt“ abgelegt hatte.
Die Privatschule musste sich selbst finanzieren. Das Schulgeld
betrug 30 Taler im ersten Jahr und 24 Taler im zweiten. Etwa 15
katholische, evangelische und jüdische Schülerinnen wurden 1872
angemeldet.
Die Töchterschule vergab keine Berechtigungen. An ein
akademisches Studium für Mädchen wurde damals noch nicht gedacht. Die
bürgerlichen Familien im kaiserlichen Deutschland wünschten sich für
ihre Töchter eine bessere Ausbildung, damit sie ihren späteren Aufgaben
als Ehefrau, Hausfrau und Mutter besser nachkommen konnten. Die
Töchterschulen sollten aber auch den ledigen Mädchen zu einer
selbständigen und geachteten Existenz verhelfen, etwa als Privatlehrerin
oder Erzieherin. Besonders beliebt war die Schule bei den Beamten, die
ihren Töchtern keine hochwertige Aussteuer mitgeben konnten, wohl aber
eine gute Ausbildung.
Der „Lectionsplan“ war sehr umfangreich: Deutsche Sprache,
Aufsatz, Grammatik und Literatur, Kopf- und Tafelrechnen, Weltgeschichte
und Geographie, Physik und Chemie, Zeichnen, Handarbeit und natürlich
Religion. Einen Schwerpunkt setzte Pauline Hentze bei der französischen
Sprache, der Sprache der feinen Salons. Jeden Tag wurde Französische
Grammatik und Konversation gelehrt. Sie selbst beherrschte dank ihrer
belgischen Mutter das Französisch wie eine Muttersprache.
Die Töchterschule hatte einen sehr guten Ruf und entwickelte
sich so gut, dass drei Schwestern von Frl. Hentze an der Schule tätig
wurden. 1876 besuchten 45 Mädchen die Schule.
Jetzt allerdings änderte sich Entscheidendes: Pauline Hentze
heiratete am 16.10.1876 den Fabrikanten Oscar Eylardi. Eine verheiratete
Lehrerin war damals nicht tragbar. Das Institut wurde von ihren
Schwestern übernommen, leider nicht mit langfristigem Erfolg.
1881 musste die Höhere Töchterschule geschlossen werden.
Warendorf
um 1881
Quellen: Geschichte der Stadt Warendorf
Marienschule Warendorf 1991
Archiv der Marienschule
Heinrich Blum, von allen "Mister Blum" genannt
Franz Joseph
Zumloh, der Begründer des Josephshospitals
Maria Anna
Katzenberger und Heinrich Ostermann
Hermann Josef
Brinkhaus,
Gründer der Firma Brinkhaus
Eduard
Wiemann und die Villa Sophia
Anna
Franziska Lüninghaus, Gründerin der Marienstiftung
Wilhelm
Zuhorn, Geheimer Justizrat und Geschichtsforscher
Bernard
Overberg, der Lehrer der Lehrer
Arthur
Rosenstengel, Seminarlehrer, Musikerzieher und Komponist
Pauline
Hentze, Begründerin der Höheren Töchterschule
Franz
Strumann, Pastor und Förderer der höheren Mädchenbildung
Dr. Maria
Moormann, die mutige Direktorin der Marienschule
Josef Pelster,
der Schulrat und Naturfreund
Wilhelm
Diederich, Bürgermeister von 1869-1904
Hugo
Ewringmann, Bürgermeister von 1904-1924
Theodor
Lepper, Stadtrendant und Retter in den letzten Kriegstagen
Clara Schmidt,
Kämpferin für die Frauenliste im Stadtparlament
Elisabeth
Schwerbrock, eine hochengagierte Stadtverordnete,
Eugenie
Haunhorst, die Kämpferin für ihre Heimatstadt
Paul Spiegel,
Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland
Paul
Schallück, der vergessene Nachkriegsschriftsteller
Heinrich
Friedrichs, ein Warendorfer Künstler
Theo
Sparenberg, Kinokönig und Tanz- und Anstandslehrer
Wilhelm
Veltman, Retter der historischen Altstadt
Rainer. A. Krewerth, ein schreibender Heimatfreund
Prof. Dr. Alfons
Egen
ein begnadeter Lehrer und Heimatfreund
Änneken Kuntze und ihre Schwester Lilli
Elisabeth Schwerbrock, Stadtverordnete in Warendorf
Anni Cohen und ihre Familie - von Warendorf nach Südafrika und Palästina
Eduard Elsberg erbaute das erste große Kaufhaus in Warendorf