Heinrich Blum (1884-1964)
Bürgermeister 1945
Aloys Zurbonsen (1884-1950) Bürgermeister
1945
Heinrich Temme (1879-1963)
Bürgermeister 1945
Theodor Lepper (1889-1979)
Bürgermeister 1945
Otto Freund (1889-1977)
Bürgermeister 1946-1948
Am 8. Mai 1945 brach mit der bedingungslosen Kapitulation das
„Dritte Reich“ zusammen. In Warendorf war die Herrschaft der
Nationalsozialisten aber schon seit Ostern beendet, die Befehlsgewalt
lag seit dem 3. April bei den Siegermächten. Warendorf gehörte zur
britischen Besatzungszone.
Obwohl die Stadt von Bombenschäden verschont geblieben war,
hatte der Krieg viel Leid über die Bevölkerung gebracht. Über 500
Warendorfer hatten ihr Leben verloren und genauso viele wurden noch
vermisst. Viele Soldaten waren noch in Kriegsgefangenschaft, die letzten
kehrten erst 1955 heim. Es herrschte Mangel an Nahrungsmitteln, an
Kleidung, an Möbeln und an Wohnraum, der mit Flüchtlingen und
Evakuierten geteilt werden musste. Auch für die Besatzungsmacht mussten
viele Häuser geräumt werden.
Direkt nach der Kapitulation sollte die politische
Verantwortung wieder auf die deutschen Bürger übertragen werden. Vorher
musste eine Entnazifizierung durchgeführt werden. Dabei überprüfte die
Militärregierung - das waren zuerst die Amerikaner, dann die Kanadier
und Engländer - die politische Vergangenheit aller Bürger, die ein
öffentliches Amt anstrebten.
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Heinrich Blum |
Schon direkt nach der Übergabe der Stadt am 3. April ernannte die Besatzungsmacht Oberstudienrat Heinrich Blum zum Bürgermeister, denn an seiner Integrität gab es keinen Zweifel. Als Englischlehrer hatte er hatte er keine Probleme mit der englischen Sprache, das war sehr hilfreich für die Verständigung mit den Amerikanern. Heinrich Blum wollte aber auf keinen Fall Bürgermeister bleiben. Auf seine Bitte hin ernannte der amerikanische Ortskommandant am 5. April den Rechtsanwalt Aloys Zurbonsen zum Warendorfer Bürgermeister. Der musste nun schnell die vielfältigsten
Probleme lösen. Am vordringlichsten war die Versorgung der Flüchtlinge, eine schier unlösbare Aufgabe, denn überall herrschte Mangel. Um Flüchtlinge und Evakuierte mit dem Notwendigsten zu versorgen, wurde von der einheimischen Bevölkerung Kleidung, Wäsche, Haushaltsgegenstände und Bettwäsche zwangsweise requiriert.Auch wenn es viele Alltagsprobleme zu lösen galt, war es
Bürgermeister Zurbonsen ein Herzensanliegen, das Heimatfest Mariä
Himmelfahrt wieder in gewohnter Tradition zu feiern. Er überzeugte die
Militärregierung, die Massenveranstaltungen lieber vermeiden wollte,
dass „der mit dem Fest Mariä Himmelfahrt verbundene Heimatgedanke und
die Pflege dieser Überlieferung gehütet werden müssen“. So konnte am 19.
August 1945 die Mariä Himmelfahrtsprozession wieder stattfinden, die
Häuser der Innenstadt waren mit den rot-weißen Kirchenfahnen und Blumen
geschmückt und in den Schaufenstern standen wieder Marienbildnisse mit
Kerzen und liebevollem Blumenschmuck. Die Aufstellung der Bögen und die
Illumination der Stadt mussten allerdings bis zum nächsten Jahr warten.
1946 wurden die Bögen dann wieder aufgestellt und nach alter Tradition
mit Kirchenfahnen geschmückt. Leider konnte Aloys Zurbonsen das Amt des
Bürgermeisters nicht lange behalten, denn er wurde zum Landrat des
Kreises Warendorf bestimmt. Unbelastete Führungskräfte wurden in allen
Ämtern gesucht.
1945 Wiedereröffnung der Volksschule an der Dammschule – heute
Overbergschule
Zum neuen Warendorfer Bürgermeister wurde nun der Sassenberger
Amts-Bürgermeister Heinrich Temme berufen. Er konnte zusammen mit
Schulrat Josef Pelster am 13. August 1945 die Öffnung der Volksschulen
bei der britischen Militärregierung durchsetzen. Die beiden Gymnasien
mussten bis zum 8. Dezember warten, denn viele Lehrer hatten noch keine
Entnazifizierung und die Schulgebäude waren noch von den Militärbehörden
beschlagnahmt. Am 1. Februar 1946 war auch Bürgermeister Temmes Amtszeit
beendet, er hatte das Pensionsalter erreicht und schied aus dem Dienst.
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Aloys Zurbonsen | Theodor Lepper | Heinrich Temme | Otto Freund |
Der
Ortskommandant übertrug nun die Amtsgeschäfte kommissarisch dem
langjährigen Warendorfer Stadtrentmeister Theodor Lepper, der schon in
den letzten Kriegstagen, als Bürgermeister Haase sich aus dem Staub
gemacht hatte, die Amtsgeschäfte übernommen und sich als sehr umsichtig
erwiesen hatte. Diese ersten Bürgermeister nach dem Krieg waren noch
hauptamtlich tätig, sie waren Leiter der Verwaltung und Repräsentanten
der Stadt. Erst ab 1946, mit der Einführung des hauptamtlichen
Stadtdirektors, übte der Bürgermeister sein Amt ehrenamtlich aus.
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Requirierung von Kleidung unter Bürgermeister Zurbonsen |
Am 29. April 1946 wurde das Beiratsmitglied Otto Freund zum
ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. Er war früher Stadtkassenrendant
gewesen, war aber beim NS-Regime in Ungnade gefallen. Jetzt übernahm er
neben dem Bürgermeisteramt auch die Aufgaben des noch zu wählenden
Stadtdirektors. Das nach wie vor brennendste Problem war die
Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge. Es wurde ein
„Flüchtlingsbeirat“ eingerichtet, der paritätisch von Einheimischen und
Flüchtlingen besetzt war und die größte Not zu lindern versuchte.
Außerdem gab es einen „Erfassungs- und Ernährungsausschuss“, der durch
die Erfassung aller Lebensmittel beim Erzeuger und durch strikte
Ablieferungsbestimmungen eine Hungersnot verhindern sollte. All das
musste von der Verwaltung, die mit ganz geringen Finanzmitteln
ausgestattet war, organisiert und kontrolliert werden.
Trotz der schwierigen Bedingungen lag Otto Freund die
Verschönerung seiner Heimatstadt sehr am Herzen. Er setzte schon in
seiner ersten Ratssitzung den Tagesordnungspunkt „Neugründung des
Heimatvereins“ auf die Tagesordnung und schon im September 1947 gelang
die Neugründung des „Ortsheimatvereins Warendorf“. Erster Vorsitzender
wurde Bürgermeister Otto Freund selbst. Sein Ziel war es, eine
Ortssatzung zur Pflege des Stadtbildes und zum Schutz gegen
Verunstaltungen in der Stadt Warendorf zu schaffen.
Am 1. August 1946 wurde dann Dr. Paul Menne zum Stadtdirektor
gewählt. Nun endlich kehrt Ruhe und Kontinuität in der Führungsspitze
der Stadt ein, so dachten die Warendorfer. Aber weit gefehlt, im Januar
1947 wurde Stadtdirektor Dr. Menne beurlaubt und Otto Freund übernahm
erneut seine Amtsgeschäfte, bis am 1. Juli 1947 der aus Berlin kommende
Stadtdirektor Dr. Alfred Schmitz in das Amt eingeführt werden konnte.
Im Oktober 1948 fanden die ersten demokratischen Wahlen statt
und es galt als sicher, dass Otto Freund zum Bürgermeister gewählt
würde, denn er stand bei der gerade gegründeten CDU auf Platz 1 der
Reserveliste. Die Christdemokraten gewannen aber wider alle Erwartungen
bei dieser Ratswahl alle Direktmandate, die Reserveliste zog nicht und
Otto Freund konnte nicht in den Rat einziehen und somit auch nicht zum
Bürgermeister gewählt werden. Aus den Reihen der Ratsmitglieder wurde
Josef Heinermann zum Bürgermeister gewählt. Nun trat Stabilität in das
Bürgermeisteramt ein, denn der tüchtige und beliebte Bürgermeister Josef
Heinermann blieb bis zu seinem allzu frühen Tode 1956 im Amt. In dieser
Zeit wurden viele Probleme aus der Kriegszeit gelöst und neue Wege
geebnet.
Quellen: Geschichte der Stadt Warendorf 2000
Zeitzeugengespräche
Bilder: Bildarchiv der Altstadtfreunde
und Archiv
der Firma Darpe
Text: Mechtild Wolff
Bie Fröhjaohrswiär wassen gurt 30 Lüe in den Kapell vont Malteser
Marienheim kurmen. Met dat Leed, „Dat Du mien Lefte büs“ gong et in dat
annerthalfstünnige Programm. Well dat dat nie was, wuor et foots
tweemaol sungen. Dann klappere dat aoll biäter.
Josef Bussmann brach „Dat Fröhjaohr“ und „April,April“. Heinz
Beckhove harr sick auck alllerhand Vetellsels trächte legget. He brach
„Dat Paoschkefüe“ „ De Lotterie met dat graute Los“. Auck de Baas, Franz
Schulze Nahrup, druog „Ut Omas und Opas Schooltiet“ un „ Dat Fröhstück
vüör.. Bie de Leeder „Freit ju ant Liäben“ un „Et schint de Moan so hell
up düsse Welt“ konnen de Besökers es derbe Damp aflaoten, well dat se de
ganze Tiet tohöen mossen. Bie de Vetellsels und Riemels „Dat Roggenwater
bekam em gurt“ un „Bie de Kiärmesdage gong de Dübel up Stelten“ gaw et
allerhand to Lachen. Met Trecksackbegleiotung wuorn
dann nao Leeder es „Dat Laiven brent vierl Freid“ un „Wenn alle Pütts
vull Water sind“ sungen. Twee Frönde unnerhollen sick daorüöver, wo se
in Urlaub west sin. Säg de Ene: In Braunlage an de Nordsee. Kiärl sägg
de Annere: Dat stimmt dao nich, dat ligg dao ganich an de Nordsee. Do
segg de Annere wiee, Mine Frau hät auck seggt, wat was dat ümmer wiet
nao den Strand hen“
Met dat Totopleed „ Gurd gaohn, auk so – bes en anner Maol“ kam dat
Enne von den lustigen Nommdag. De neichste Krinknommdag is an 13.Mai
wiee int Malteser Marienheim
Teilweise
standen die Warendorfer bis auf den Zuckertimpen, um die begehrten
Struwen zu bekommen, frisch zubereitet von Marie Louise Mönnigmann und
ihrem Team. Der Andrang war groß und die fleißigen Damen vom
Heimatverein Warendorf hatten alle Hände voll zu tun. Frisch gebacken
aus der Pfanne konnten die Warendorfer diese traditionelle Fastenspeise
aus Hefeteig am Karfreitag im Gadem genießen. Und frisch gebacken
schmeckt dieses Hefegebäck auch am Besten. Manche nahmen auch einige
Struwen für ihre Familie mit nach Hause, sozusagen als "Struwen to go".
Dazu gab es ein Tässchen Muckefuck, diesen Kornkaffe der armen Leute,
die sich früher keinen "Bohnenkaffee" leisten konnten. Nebenbei
besichtigten die Kinder die Einrichtung des Gadems und staunten über das
einfache Leben der Warendorfer im 19. Jahrhundert. Wieder einmal
dank des Einsatzes der Damen um Marie Louise Mönnigmann eine gelungene
Aktion des Heimatvereins Warendorf.
Mechtild Wolff
Nach 15 Jahren engagierter Tätigkeit
im Amt der Vorsitzenden des Heimatvereins Warendorf kandidierte Mechtild
Wolff auf der Jahreshauptversammlung am 20. 3. 2025 nicht erneut und
ihre bisherige stellvertretende Vorsitzenden Beatrix Fahlbusch wurde zu
ihrer Nachfolgerin gewählt.
Die neue Vorsitzende Beatrix Fahlbusch dankte Mechtild Wolff für ihre
fruchtbare und intensive Arbeit für den Heimatverein und damit auch für
die Stadt Warendorf.
Mahnwache zum Erhalt des Sophienparks
Die Schönheit der Stadt zu bewahren,
die Traditionen weiter zu entwickeln und die darin liegenden
Kostbarkeiten den Besuchern und auch den Warendorfern selbst zu
vermitteln, lag ihr besonders am Herzen. Sie
war 2011 Mitinitiatorin der
Bewerbung der Stadt Warendorf für die Landesgartenschau. Sie kämpfte um
die Emsinsel als Erholungsgebiet für alle Bürger und organisierte dafür
Demonstrationen. Mechtild Wolff kämpfte für den Erhalt des Bürgerhofs,
für den Erhalt der Grablege am Franziskanerkloster, für
altstadtgerechtes Pflaster auf dem Marktplatz und vieles mehr - auch
hier fanden auf ihre Initiative Diskussionsveranstaltungen und
Demonstrationen statt. Wenn diese Initiativen auch nicht immer
erfolgreich waren, so lenkte sie mit dem Heimatverein doch immer wieder
den Blick auf Schönheiten und Erhaltenswertes unserer Stadt.
Mahnwache zur Renaturierung der Emsinsel
Kenntnisreich und ungeheuer
interessant waren ihre Stadtführungen, auf denen sie Details entdecken
ließ, die selbst Kennern der Stadt oftmals unbekannt waren. Ebenso waren
(und bleiben hoffentlich noch lange) ihre Friedhofsführungen legendär,
bei denen Mechtild Wolff das Leben und Werk bedeutender
Persönlichkeiten, Lehrer, Politiker und Unternehmer aus der Geschichte
Warendorf aufzeigte. "Sie alle haben sich um Warendorf verdient gemacht und
sollten nicht vergessen werden" war das Motto ihrer Führungen.
Warendorfer Bürgermeister, Industrieunternehmer, engagierte Bürger und
andere bedeutenden Persönlichkeiten wurden gewürdigt.
Nicht zuletzt die Kinderführungen
durch das Gadem waren in der Weihnachtszeit äußerst beliebt, teilweise
konnte der Andrang nur durch mehrere Führungen bewältigt werden.
Dass Warendorf eine alte
Leineweberstadt und später ein bedeutendes Zentrum der Inlett- und
Veloursweberei war und wie sehr dieser Industriezweig unsere Stadt
prägte, dürfte in weiten Teilen
selbst bei vielen Warendorfern in Vergessenheit geraten sein. Mechtild
Wolff organisierte hierzu eine Textilwerkstatt und eine vielbeachtete
Ausstellung "Kette und Schuss", in der die Geschichte der Handweberei
und der Textilindustrie in Warendorf und deren strukturierende Momente
ausführlich und informativ dargestellt wurden. Die zahlreichen Besucher
und auch die Berichte in Presse und Medien zeigten, wie wichtig und
interessant diese Ausstellung war.
In einer Zeit, in der die schnellen
und flüchtigen Informationen meist über elektronische Medien verbreitet
werden und fast immer ebenso schnell wieder vergessen werden, lag es
Mechtild Wolff sehr am Herzen, die Geschichte Warendorfs und ihre
Hintergründe durch vielfache Beiträge in den Medien und auf dieser
Website darzustellen. Ihre Geschichten aus dem Alltag der Warendorfer
Bürger und fortgeführt in der Tradition ihrer Mutter Eugenie Haunhorst
zeugen von ihrem Bestreben, die Vergangenheit nicht vergessen zu lassen.
Durch ihre Arbeit und vielen Gesprächsrunden und ihre Veröffentlichungen
auf der Website des Heimatvereins hat sie vieles der Öffentlichkeit
einfach und schnell zugänglich gemacht.
Schließlich seien noch ihre sorgfältig
recherchierten Beiträge zur Geschichte und Kultur Warendorfs in den
Warendorfer Schriften, im Kiepenkerl und im Jahrbuch des Kreises
Warendorf, sowie auf der Website des Heimatvereins erwähnt. Gerade diese
Website wird durch ihre informativen, lebendig geschriebenen und gut
recherchierten Artikel zu einer bedeutenden Quelle für alles, was
Warendorf betrifft.
Bei all dem zeigte sich Mechtild Wolff
kämpferisch, wenn es um ihre Herzensangelegenheit "Warendorf" ging. Sie
nutzte alle Medien, veröffentlichte viele Leserbriefe, organisierte
Demonstrationen stellte ihr Anliegen in Presse und Fernsehen dar.
Mechtild Wolff hat sich in ihren 15
Jahren als Vorsitzende vielfältig um den Heimatverein Warendorf und um
Warendorf verdient gemacht.
Nach 15 Jahren engagierter Tätigkeit beendete Mechtild
Wolff auf der Jahreshauptversammlung am 20. 3. 2025 ihre Arbeit als
Vorsitzende des Heimatvereins Warendorf und wurde abgelöst von der
bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Beatrix Fahlbusch.
Die neue Vorsitzende Beatrix Fahlbusch dankte Mechtild Wolff für ihre
fruchtbare und intensive Arbeit für den Heimatverein und damit auch für
die Stadt Warendorf.
Der neue Vorstand (von links): Wolfgang Reisner, Rolf Hartmann, Cordula Mense-Frerich, die neue Vorsitzende Beatrix Fahlbusch, Elisabeth Budde und Thomas Rossell. Bild: Joe Rieder, Die Glocke, Warendorf
Sehr verehrte, liebe Frau Wolff, liebe Vereinsmitglieder!
Ohne Wissen um die Vergangenheit fehlte uns die Orientierung in der
Gegenwart.
Und ebenso wären wir einer wichtigen Grundlage beraubt, mit Blick auf
unsere geschichtlichen Traditionen Visionen für die Zukunft zu
entwickeln. Heimat- und Geschichtsvereine (gleich welchen Namen sie
tragen) haben hier eine wichtige Funktion: Sie pflegen, erweitern und
vermitteln das Wissen über die eigene Vergangenheit. Sie sind
unverzichtbarer Bestandteil der heimischen Geschichts- und
Erinnerungskultur, d.h., sie gestalten mit, wie das kollektive
Geschichtsbewusstsein in der Öffentlichkeit seinen Ausdruck findet.
Die Satzung Ihres Vereins nennt im § 2 acht Arbeitsgebiete, u.a. auch
„die Einflussnahme auf die Stadtentwicklung und die Gestaltung der
heimatlichen Umwelt.“ Daraus folgt eine Aufgabe als Ideengeber,
Initiator, aber eventuell auch als Mahner und Korrektiv für den
politischen Raum, konkret für den beschließenden Stadtrat. Auch diese
Aufgabe ist unverzichtbar, auch wenn der Rat der Meinung des
Heimatvereins nicht immer folgen mag.
Ich nenne nur zwei Beispiele: Sowohl der Abriss der Villa Sophia im Jahr
1974 wie der des Bürgerhofes im Jahr 2012 erfolgten mit Ratsmehrheit
gegen die Position des Heimatvereins. Mindestens hinsichtlich der Villa
Sophia wird man heute sagen: Der Heimatverein hatte die bessere, leider
demokratisch unterlegene Position.
Umso wichtiger ist es – und das wünsche ich mir sehr – dass Ihr Verein
auch künftig Positionen entwickelt und im politischen Raum vertritt,
also zukunftsprägend für unsere schöne Stadt Warendorf bleibt. Prägend
auch deshalb, weil all diejenigen, die sich für unsere Geschichte
interessieren, dank des Heimatvereins herausragende Einblicke in das
Leben und Miteinander unserer Vorfahren nehmen können.
Am Montag, den 30. November 1970, wurde der Heimatverein erneut
gegründet.
In knapp 55 Jahren hatte er – und das ist beachtlich – gerade einmal
fünf Vorsitzpersonen, jede amtierte also im Schnitt für elf Jahre.
[Leidinger 1970 – 1983, Krewerth 1983 – 1995, Bülte 1995 – 2004, Funken
2004 – 2010, Wolff 2010 – 2025]
Sie, liebe Frau Wolff halten dem Heimatverein bereits seit über 50
Jahren die Treue und haben die Geschicke des Vereins in den letzten 15
Jahren als Vorsitzende gelenkt. Davor waren Sie als Mitglied des
Warendorfer Stadtrates rd. 20 Jahre im Kulturausschuss aktiv. In diesen
35 Jahren haben Sie sich voll neuer Ideen, mit unwahrscheinlichem
Aufwand und einem immer feinen Blick für Details für das kulturelle
Leben in der Stadt und ganz besonders für die Ziele Ihres Vereins
eingesetzt.
Und sie haben viele und vielfältige Aspekte unserer Vergangenheit in
Wort und Schrift gefasst. Der Kiepenkerl, die Warendorfer Schriften,
aber auch das Jahrbuch Münsterland sind prall gefüllt mit Ihren
Beiträgen. Eine lange Zeit ehrenamtlicher Tätigkeit – und zugleich der
Beweis dafür, dass die Pflege des Geschichtsbewusstseins eben nicht ohne
das Ehrenamt gedeihen kann.
Ein für unsere Stadtgeschichte sehr wichtiger Beitrag Ihres Wirkens ist
zudem eng mit Ihrer Familiengeschichte verbunden. Denn Sie haben sich
des Erbes Ihrer Mutter, Eugenie Göcke, verheiratete Haunhorst
(1912-1913) angenommen, u.a. durch das Publizieren der „Erlebte
Geschichte“ genannten Erinnerungen. Eugenie Haunhorst ist vielen hier
noch in Erinnerung, nicht nur als entschiedene Ratsfrau (1961-1979),
sondern vor allem auch als Kuratorin des Heimathauses. Ihr
ehrenamtliches Wirken fand seinen Ausdruck 1991 in der Verleihung der
Zuhorn-Plakette.
Liebe Frau Wolff, ich spreche Ihnen meine hohe persönliche Anerkennung
für Ihr Wirken aus und danke Ihnen als Bürgermeister im Namen der
gesamten Stadtgemeinde aus vollem Herzen.
Möge Ihr Engagement vielerorts Vorbild sein und das Wirken des
Heimatvereins in Ihrem Sinne auf den Ihrerseits gelegten Pfaden
fortgeführt werden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Ich möchte den Bericht der Vorsitzenden auf der heutigen
Jahreshauptversammlung etwas aufweiten und zurückblicken auf die letzten
15 Jahre, auf die Jahre, in denen ich Vorsitzende des Heimatvereins sein
durfte. Diese Zeit geht heute zu Ende.
Ich muss Sie allerdings um Nachsicht bitten: Es wird etwas länger
dauern, denn die Jahre waren prall gefüllt und einige Themen sollten
etwas umfangreicher in Erinnerung gerufen werden, denn sie waren
elementar wichtig für unsere Heimatstadt.
Als ich im Jahr 2010 zum ersten Mal hier vor Ihnen stand, habe ich meine
Antrittsrede begonnen mit:
Es sind große Stiefel, in die ich hier steige!
Nun will ich hoffen, dass ich auch darin laufen kann.
Ja, ich fand einen gut funktionierenden, einen wohlgeordneten und engagierten Heimatvereinsvorstand vor und sehr viele interessierte und heimatverbundene Mitglieder. Meine direkten Vorgänger Dr. Paul Leidinger, Rainer A. Krewerth, Franz Bülte und Norbert Funken hatten hervorragende Arbeit geleistet, jeder hatte sich den Problemen seiner Zeit gestellt und segensreich für unsere schöne Stadt Warendorf gewirkt.
Demonstration gegen den Bau einer Feuerwache im Sophienpark
Auch
wir mussten nun nicht nach Themen suchen, die unser Engagement
einforderten. Da kam zuerst unser historischer Sophienpark in Gefahr
(2009), der schöne kleine englische Park, der einst das Sophienstift
umgeben hatte. Hier plante die Stadt den Bau eines Feuerwehrgerätehauses
– das rief nicht nur beim Heimatverein große Empörung hervor. Wir luden
zu einer Mahnwache im Sophienpark ein und die Warendorfer kamen in
Scharen, diskutierten sich die Köpfe heiß und forderten einhellig: Hände
weg von Sophienpark! Trotz eisiger Kälte kamen die Warendorffreunde am
nächsten Samstag wieder zur Mahnwache in den Sophienpark, um für den
Erhalt des schönen Parks zu kämpfen.
Und
dann setzte uns Bürgermeister Walter in Erstaunen. Er kam unserer Bitte
nach, mit ihm im Rathaus zu diskutieren! Die Bürger nahmen kein Blatt
vor den Mund – mit Erfolg! Vom Feuerwehrgerätehaus im Sophienpark wurde
nie wieder gesprochen.
Große Gastronomie direkt am Emssee?
Aber
schnell kam das nächste Thema auf den Tisch (2009): Die Eventgastronomie
im Emspark! Eine riesige Gastronomie mit 120 Plätzen drinnen und 120
Plätzen draußen, dazu ein Sonnendeck, das bis in den See reichen sollte.
Aus der Politik kamen positive Signale, denn so manchem gefiel die Idee,
mit Blick auf den Emssee einen Cappuccino zu schlürfen. Aber kann sich
ein Restaurant hier wirklich tragen, zumal es keine Möglichkeit für
Parkplätze gab - oder ist hier Leerstand vorprogrammiert, der dann mit
einer Disko ausgefüllt wird. Fragen über Fragen, die wir mit vielen
Bürgern an Ort und Stelle diskutierten. Die große Mehrzahl wollte den
Naturschutzbereich des Parks erhalten wissen, um hier Ruhe und Erholung
zu finden. Unsere Forderung war: Eine Gastronomie gehört auf die
Emsinsel, am besten in das historische Bürogebäude der Firma Brinkhaus –
ja, und so scheint es jetzt ja vielleicht zu kommen.
Historische Ansicht der Firma Brinkhaus
Und damit wären wir schon beim nächsten, noch weitaus größeren
Problembereich, der uns viele Jahre lang beschäftigen sollte – die
Emsinsel.
Luftbildaufnahme der Emsinsel mit den Gebäuden der Firma Brinkhaus
1878 hatte Hermann Josef Brinkhaus die Firma H. Brinkhaus direkt am
Emsufer erbaut und wir erlebten 2011 – also nach über 130 Jahren -, dass
die traditionsreiche Weberei ihre Pforten endgültig schließen musste.
Sehr schmerzlich für Warendorf, denn Brinkhaus war viele Jahrzehnte lang
der größte Arbeitgeber der Region gewesen. Das akute Problem war nun:
Wie soll dieses Filetstück am Rande der Altstadt verwertet werden? Darf
hier das kommerzielle Interesse im Vordergrund stehen oder sollten die
Verantwortlichen in Rat und Verwaltung die einmalige Gelegenheit
ergreifen, um Warendorf attraktiver zu machen. Was ist wichtiger für
eine gute Zukunftsentwicklung unserer Stadt?
Die ersten Pläne für die Emsinsel ließen nichts Gutes erahnen. Ein
Architektenwettbewerb brachte drei fast identische Pläne in die
Diskussion und es war unschwer zu erkennen, dass es um reine
Gewinnmaximierung durch dichte Bebauung gehen sollte.
Historische Fassade der Brinkhausfabrik und Pläne zur Neubebauung
Die historischen Fabrikgebäude sollten fast ausnahmslos verschwinden, nur die Fassade des Bürogebäudes blieb erhalten, denn allein sie steht unter Denkmalschutz. An der Straße Zwischen den Emsbrücken, also am Zugang zur historischen Altstadt, sollte die fensterlose, 8m hohe Backsteinwand eines Supermarktes entstehen. Das konnten und wollten wir uns nicht vorstellen!
Garagenhaus mit Pförtnerhäuschen
Schon
seit über 60 Jahren prägte das liebenswerte Pförtnerhäuschen mit dem
dahinter liegenden Bürogebäude und dem sog. Garagenhaus den nördlichen
Stadteingang am Emstor. Von der Straße aus konnte man allerdings nicht
erkennen, dass es sich bei diesem Gebäude um die Garagen für die LKW der
Firma
Brinkhaus handelte - so sehen sie an der Rückseite aus. Der Architekt
Heinrich Bartmann hat diese Wagenhalle so gebaut, dass sie zur
Straßenseite wie ein gemütliches Wohnhaus aussieht. Ihm war es wichtig,
den Stadteingang altstadtgerecht zu gestalten – und das schon 1950, als
man eigentlich andere Sorgen hatte. Ja, Heinrich Bartmann war ein kluger
und weitblickender Architekt, der bis 1948 Stadtbaumeister der Stadt
Münster gewesen war und dem es zu verdanken ist, dass am Prinzipalmarkt
die prachtvollen historischen Häuser wieder aufgebaut wurden. Die Stadt
Warendorf plante nun, ihre Zeitzeugen der 1950er Jahre abzureißen. Der
Heimatverein stellte einen Antrag auf Denkmalschutz, der leider abschlägig
beschieden wurde.
Wir mussten uns also dringend Gedanken machen, wie unsere Stadt
langfristig aussehen soll? Darum lud der Heimatverein alle Bürger zu
einer „Ideenschmiede am Runden Tisch“ ein. Die Bürger brachten viele
gute Ideen mit, die in der immer größer werdenden Runde diskutiert
wurden. Viel Anklang fand der Vorschlag, eine Landesgartenschau nach
Warendorf zu holen, um damit die Industriebrache Brinkhaus naturnah und
mit neuen Attraktionen zu gestalten. Der Heimatverein beantragte die
Bewerbung für eine Landesgartenschau und – oh Wunder – die Politik
stimmte den Plänen für eine LGS im Jahr 2017 zu, nicht zuletzt, weil ein
Sponsor die Kosten für die Machbarkeitsstudie übernahm. Emsige
Vorbereitungen begannen und am 4. Mai 2011 kam die Jury, fuhr erst mit
Kutschen durch den Emspark, wo die LGS stattfinden sollte – vorbei an
der vom Heimatverein gestalteten Blumeninsel – fuhr durch das
Brinkhaus-Gelände und kam dann auf den prall gefüllten Marktplatz, wo
sie von den Warendorfern begeistert und phantasievoll empfangen und
bespaßt wurde. Die Jury hätte gern der Stadt Warendorf den Zuschlag für
die LGS gegeben, doch Bürgermeister Walter wollte die Liegenschaft
Brinkhaus nicht kaufen – damit war das Projekt LGS 2017 für Warendorf
gestorben.
Aber
der Kampf um eine naturnahe, altstadtverträgliche Umgestaltung der
Emsinsel ging weiter. Wie allseits bekannt liegt die Industriebrache
direkt neben der Altstadt wie ein Pfropf im Grüngürtel
um die Stadt. Naheliegend wäre es jetzt, der Natur diese Emsaue zurück
zu geben und sie attraktiv als Erholungsgebiet zu gestalten – welch eine
Verbesserung der Lebensqualität in unserer schönen Stadt. Klaus Ring
gestaltete dazu ein anschauliches Bild, das uns zeigt, wie eine
Renaturierung mit Erhalt des historischen Bürogebäudes und einiger alter
Sheddach-Hallen aussehen könnte. Mit einbezogen hat er schon die „Neue
Ems“, die hier über die Industriebrache geleitet wurde - Sie alle kennen
das Thema zur Genüge. Karl Heinz Elling hatte sehr kluge Pläne
ausgearbeitet, wie die geplante Emsumleitung über das Firmengelände
geführt werden könnte und so zur Finanzierung der Industriebrache hätte
beitragen können, denn der Grunderwerb und alle Baukosten wären von der
Bezirksregierung im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie mit 80% gefördert
worden. Das hätte die Stadt dann finanziell sehr entlastet.
Zur Unterstützung dieser Pläne hatte sich der „Arbeitskreis Emsinsel“ gegründet. Viele engagierten Bürger befassten sich intensiv mit dem Thema und diskutierten auf Veranstaltungen, bei Begehungen vor Ort und in vielen Workshops, wie die Umgestaltung der Emsinsel die Attraktivität der Stadt steigern könnte.
Aber Verwaltung und Politik hatten andere Ziele, die Emsinsel sollte
Hochwasserschutz bekommen, um als Baugrund vermarktet zu werden.
Darum wurde die „Neue Ems“ durch den Emspark geleitet – und der Traum
von einer „Emsinsel für Alle“ war ausgeträumt. Ich bin gespannt, wie die
Geschichte zu Ende gehen wird. Eins allerdings ist sicher, wenn diese
„Neue Ems“ verwirklicht wird, werden die Folgekosten noch Generationen
belasten.
Auch die drei Mahnwachen des Heimatvereins vor dem Rathaus konnten kein
Umdenken in der Politik bewirken. Und jetzt werden Sie sehr berechtigt
fragen: Hat sich das Engagement für die Emsinsel denn überhaupt gelohnt?
Die Erfolge bei der Emsumlegung sind sehr überschaulich
und bei der Industriebrache Brinkhaus haben wir wenigsten
erreicht, dass die Garagenhäuser und das typische Pförtnerhäuschen
erhalten bleiben sollen und hoffentlich auch das gesamte Bürogebäude und
einige historische Sheddach-Hallen – sie sind die letzten Spuren der
untergegangenen Textilindustrie. Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob
die Stadt die Emsaue durch Investoren zubauen lassen wird. So hat man ja
auch im Ahrtal gehandelt und beim letzten Jahrhunderthochwasser waren
dann die schönen Neubaugebiete als Jahrhundertkatastrophe in den
Nachrichten. Wir beschädigen gerade den klugen Hochwasserschutz, der in
den 1970er Jahren eingerichtet wurde.
Demonstration und Infoveranstaltung des Heimatvereins Warendorf für den
Erhalt des Bürgerhofs
Der Bürgerhof im Schützenpark und das Gelände heute mit Supermarkt
Ja,
und noch einen schmerzlichen Verlust für Warendorf konnten wir nicht
verhindern: Der Bürgerhof, das historische Gesicht am westlichen
Stadteingang, wurde abgerissen und durch einen beliebigen Supermarkt
ersetzt – ja, so kann auch der Stadteingang von Wanne Eikel aussehen -
sehr schade! Mit vielen Bürgern zusammen hat der Heimatverein für den
Erhalt des historischen Bürgerschützenhofs gekämpft – die Geldgier des
Investors aber hat gesiegt.
Der historische Marktplatz Warendorfs im Zentrum der Altstadt
Und noch ein Problemfeld fiel uns vor die Füße: Unser historischer
Marktplatz sollte mit Betonsteinen gepflastert werden. Diesen Kampf um
ein altstadtgerechte Pflaster auf dem Marktplatz haben wir Gott Dank
gewonnen – 5 Jahre hat es gedauert, ehe sich die politisch
Verantwortlichen dazu entschließen konnten, den Marktplatz wieder nach
altem Vorbild mit Natursteinen zu gestalten, damit seine ganze Schönheit
zur Geltung kommt. Er ist die gute Stube unserer Stadt und ein beliebter
Aufenthaltsort der Bürger und der Touristen.
Parallel zu all den Problemfelder hat sich der Heimatverein schon ab
2012 dem Thema „Warendorf, ein bedeutendes Textilzentrum“ zugewandt. Ja,
Warendorf und Freckenhorst waren schon vor Jahrhunderten der Inbegriff
für feinstes Linnen und die Region entwickelte sich später zum
internationalen Zentrum für Inlett und Velours. Die Wichtigkeit dieser
Entwicklung für unsere Stadt ist heute vielfach vergessen - das wurde
bei den Brinkhaus-Diskussionen immer wieder deutlich.
Darum begannen wir 2012 mit einer Textilwerkstatt im Haus
Klosterstraße 7, dem Stammhaus der Firma Brinkhaus. Bei den monatlichen
Treffen konnten wir viel Textilgeschichte aufarbeiten und die alten
Textiler plauderten aus dem Nähkästchen der heimischen Firmen und
brachten Schätze aus ihrem Fundus mit, so wie hier das nahtlose Hemd des
Johann Peter Stoffels aus Freckenhorst.
Das gab uns den Mut, eine große Textilausstellung zu planen. Das
Ausstellungsteam machte sich an die Arbeit und am 6. November 2016
konnte im histori
2. 9. 2012: Die erste Geschichtswerkstatt im Tapetensaal: das nahtlose
Hemd des Johann Peter Stoffels von Röhrs
Vorträge und Diskussionen zur Textilgeschichte Warendorfs
Der letzte Handweber von WAF, gemalt von Elly Grützner
(Leihgabe von Manfred Kampelmann)
Der
Leinenschrank - einst Stolz jeder Hausfrau
Das nahtlose Hemd des Johann Peter Stoffels
Im Bürgermeisterzimmer empfing den Besucher das Portrait des letzten
Warendorfer Handwebers, gemalt von Elli Grützner,
gefolgt von der Erinnerung an die Handweberei mit dem alten
Leinenschrank und dem nahtlosen Hemd des Johann Peter Stoffels. Die
Blütezeit der Inlett-Weberei wurde am Beispiel der Firmen Brinkhaus und
der Firma Zurwieden dargestellt – ja,
Warendorf und Freckenhorst war das bedeutendste Inlett-Zentrum Europas.
Firma H. J. Brinkhaus
Für die lange Tradition der Plüschweber in Freckenhorst konnten wir die
vielseitigen Produkte der weltweit bekannten Veloursweberei Theodor
Kreimer und zeigen der Mohairs-Weberei
Hermann Breede.
Die europaweit bekannte Kammgarnspinnerei Gebrasa aus Sassenberg wurde
im nächsten Raum mit ihrer großen Produktpalette vorgestellt.
Wichtige Arbeitsplätze gab es auch in den Nähereien, wie in der
Schürzenfabrik Dieckhoff und in der Näherei Schnepfe, die elegante
Damenbekleidung mit Pelzen im Hochpreissegment herstellte und in der
Näherei Bruns und Debray,
Die Ausstellung „Kette und Schuss“ mit den vielen Erinnerungen an die
Textilfirmen, die viele Jahre lang zum Wohlstand in unserer Region
beitrugen, stieß auf großes Interesse und brachte uns einen
überwältigenden Besucherzu-strom, nicht zuletzt, weil wir jeden
Sonntagnachmittag Work-shops zu den verschiedenen Firmen anboten.
Wir haben uns aber nicht nur mit Warendorfer Themen befasst.
Gelegentlich blickten wir auch über den Tellerrand unseres Städtchens
hinaus, sind z.B. mit dem Fahrrad von Bildstock zu Bildstock gefahren
und haben uns von Dechant Suwelack all diese Zeugnisse der
Volksfrömmigkeit vergangener Tage erklären lassen.
Madonna von Schwienherr in Velsen
und das Kreuz in Milte
Gern sind wir auch zu unseren Nachbarn „auf Besuch“ gefahren, wie hier
nach Freckenhorst, wo Oberstudiendirektor Gruhn uns die Kostbarkeiten in
der Schatzkammer und im Depot zeigte
oder unser Ziel war Sassenberg, oder Füchtorf oder auch Beckum und
Clarholz oder Rietberg und viele andere schöne Orte der Umgebung.
Besuch in Freckenhorst, Rietberg und bei Firma Tippkötter in Velsen
Spannend
waren auch immer die Betriebsbesichtigungen, wie z.B. bei der Firma
Miele in Warendorf oder bei der Fa. Tippkötter in Velsen oder Firma
Scheffer in Sassenberg.
Einmal im Jahr organisierten Norbert Funken und Wolfgang Reisner die
beliebten Studienreisen in touristisch noch unbekannte historische
Städte, z.B. in die Mark Brandenburg, an den Niederrhein, in die Eifel
und nach Bonn mit Besuch des Kanzlerbungalows oder ins Weserbergland.
Im
Torschreiberhaus fanden viele Jahre lang kleine, aber feine
Ausstellungen statt - zu Weihnachten, zu Ostern und zu Mariä Himmelfahrt
lockten sie zahlreiche Besucher an und weckten liebevolle Erinnerungen
an die eigene Jugend und machten
uns sogar durch Fernsehberichte überregional bekannt.
Gern haben wir das wunderschöne Ambiente im Tapetensaal des Hauses
Klosterstraße 7 genutzt für Vorträge, Konzerte oder das Offene Singen im
Frühling, im Herbst oder zu Weihnachten unter der fachkundigen Leitung
von Heinz Hellmann.
Volle Säle bescherte uns immer wieder die Vorführung des alten Heimatvereinsfilms „Als Warendorf sich wieder machte“, lebendig gemacht durch die spannenden Erinnerungen aus den 1950er Jahren unseres unvergessenen Heimatfreundes Kurt Heinermann.
Geschichte
lebendig halten – das war ein wichtiges Ziel unserer Arbeit. Auf reges
Große Resonanz fanden auch die jährlichen Rundgänge über unseren
Friedhof, bei denen wir an den Gräbern von bedeutenden Persönlichkeiten
an ihr Wirken für die gute Weiterentwicklung der Stadt Warendorf, für
Kultur, Schule und Vereine erinnert haben.
Hier
in der Galerie Friederichs konnten wir am 5. Mai 2024 an Clara Schmidt
und die mutigen Frauen der Frauenliste erinnern, die sich vor genau 100
Jahren hier in Warendorf vier Sitze im Stadtparlament erkämpften und so
zu Pionierinnen für Frauen in der Politik wurden.
Auf
einige Stadtverschönerungsprojekte des Heimatvereins möchte ich noch
hinweisen, z.B. auf die Bänke am Münstertor, die mit Hilfe von Sponsoren
beim Steinmetz Budde entstanden und vom Heimatverein der Stadt übergeben
wurden oder an das Erinnerungsschild am Haus des Heimatvereinsgründers
Wilhelm Zuhorn an der Brünebrede oder die Erinnerungstafel an den
engagierten Heimatfreund Wilhelm Veltman an seinem Haus am Marktplatz.
Es
ist ein besonderer Festtag, wenn der Heimatverein verdiente Bürger mit
der Wilhelm-Zuhorn-Plakette ehren kann.
Am 25. November 2018 wurden in einem Festakt im historischen Rathaus
zwei Warendorfer Persönlichkeiten, die sich Verdienste um die Heimat-
und Kulturpflege in unserer Stadt erworben haben, mit der
Wilhelm-Zuhorn-Plakette ausgezeichnet.
Der Bildhauer Wolfgang Budde stiftete eine Vielzahl von Steinskulpturen,
die dem Warendorfer Stadtbild einen besonderen Reiz verleihen und unsere
vielseitige Geschichte lebendig machen.
Pfarrer
Walter Suwelack rückte durch seinen Einsatz für die Historischen
Bildstöcke und Wegkreuze diese Zeugnisse der Volksfrömmigkeit wieder in
das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Der Heimatverein dankte den
Preisträgern mit der Verleihung der Wilhelm-Zuhorn-Plakette für ihr
vorbildliches bürgerschaftliches Engagement.
Verleihung des Ehrenamtspreises und des Heimatpreises des Landes NRW
Gelegentlich wurde auch die Arbeit des Heimatvereins öffentlich
anerkannt. Zusammen mit den Altstadtfreunden bekamen wir 2011 den
Ehrenamtspreis des Landes NRW für das Konzept des „Dezentralen
Stadtmuseums“, überreicht im ganz großen Rahmen durch die
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und die Kulturministerin Ute Schäfer
in der Bundeskunsthalle in Bonn.
Ja, es gäbe noch viele Veranstaltungen und Ereignisse, über die ich berichten müsste, aber ich will Ihre Geduld nicht über Gebühr strapazieren. Erwähnen möchte ich nur noch den jährlich zu Weihnachten erscheinenden „Kiepenkerl“ und die „Warendorfer Schriften“ – Sie alle kennen diese Jahresgabe des Heimatvereins. Sie ist eine wahre Fundgrube für Geschichte und Geschichten und wird nicht nur von unseren Mitgliedern gern gelesen, sondern ist auch sehr begehrt in den Bibliotheken der Universitäten, der Schulen und vieler Institutionen.
Ganz
besonders erfolgreich ist unsere Internetseite, die in der ganzen Welt
von durchschnittlich 2.000 Usern am Tag gelesen wird, d.h. unsere
Homepage hat im Monat ca. 60.000 Besucher von nah und fern – und das, wo
wir hier geschichtliche und volkskundliche Beiträge anbieten und nicht
Promis, die stolz ihre Tattoos zeigen.
Und wie Sie auf dem Screenshot sehen, sind hier auch immer die
neuesten Vereinsnachrichten zu finden.
Eine
schon Jahrzehnte währende Erfolgsgeschichte ist unser „Plattdütsker
Kring“ unter der bewährten Leitung von Franz Schulze Nahrup. Ja, lieber
Franz, Euch ist es zu verdanken, dass unser westfälisches Platt lebendig
gehalten wird und vielen Liebhabern mit seiner Urwüchsigkeit und seinem
Witz immer wieder amüsante Stunden bereitet. Davon wird uns der Baas des
Plattdütsken Krinks jetzt wieder eine Kostprobe geben.
Das war der Ritt durch 15 Jahre Heimatvereinsarbeit – allerdings im
Gallopp
und in großen Sprüngen, bei dem viele erwähnenswerte Ereignisse aus
Zeitgründen übersprungen werden mussten.
Ein herzliches Dankeschön auch an alle Heimatfreunde, die durch ihre
Hilfe das Dezentrale Stadtmuseum möglich machen und an alle, die sich
spontan bei Aktionen eingebrachten und die uns immer wieder
unterstützten durch ihre Teilnahme
an Stadtrundgängen, Ausflügen und Friedhofsbegehungen, Vorträgen,
Ausstellungen, Diskussionsrunden und vielem mehr.
Ich hoffe, es war auch für Sie eine bereichernde Zeit!
Herzlichen Dank und Gott schütze Sie und den Heimatverein!
Jahreshauptversammlung des Heimatvereins am 20.3.2025
in der Galerie Friederichs Warendorf an der Oststraße
Turbulente 15 Jahre im Heimatverein: Rückblick der Vorsitzenden Mechtild Wolff
Vor 80 Jahren: Die letzten Tage des 2.
Weltkriegs in Warendorf Ostern 1945
Das Portrait: Dr. h.c. Heinrich Windelen
Aus Anlass des Denkmaltages am 8. 9. 2024:
Motto: "Wahrzeichen - Zeitzeugen der Geschichte"
Der Warendorfer Bürger-Schützenhof – eine
Erfolgsgeschichte mit traurigem Ende
Der erste große Stadtbrand von Warendorf aus dem Jahre 1404
Das Portrait: Joos Brandkamp, Kirchen- und Kunstmaler
(1905 - 1983)
von Mechtild Wolf
100 Jahre Frauenwahlrecht - Erinnerungen an Clara
Schmidt in Warendorf und die Frauenbewegung
Clara Schmidt und die Frauenliste
Fakten und Historie
Verleihung des Heimatpreises der Stadt Warendorf an den Heimatverein Warendorf
Dankesworte des Heimatvereins zur Verleihung des Heimatpreises 2023
Gurt vettig Lüe bin Krinknommdag
Das Gadem am Zuckertimpen 4 – ein „Kleine-Leute-Haus“ ein Leitfaden, nicht nur für Kinder
Waffelnbacken im Gadem
Westfälisch Platt:
von Franz Schulte Nahrup
Friedhofsrundgang des Heimatvereins mit Mechtild Wolff
Klönsonntag mit Mechtild Wolff
Zum Tag des offenen Denkmals:
Die Gesellschaft Harmonie in Warendorf
Heimatfest Mariä Himmelfahrt
Erlebte Geschichte: Mariä Himmelfahrt in den 1920er
Jahren von Eugenie Haunhorst
Unser engagiertes Ehrenmitglied Kurt Heinermann verstarb
im Alter von 91 Jahren
Anni Cohen und ihre Familie - von Warendorf nach Südafrika und Palästina
von Mechtild Wolff
Eduard Elsberg erbaute das erste große Kaufhaus in Warendorf
von Mechtild Wolff
Der
Elsbergplatz
von Dr. Bernward Fahlbusch
Das Fahrrad, ein wertvoller Besitz
von Eugenie Hauenhorst
Traditionelles Struwenessen an Karfreitag im Gadem am Zuckertimpen
Filmvorführung des Heimatvereins: "Als Warendorf sich wieder machte..."
Neujahrsgruß des Heimatvereins
Warendorfer Schriften Band 51/52 neu erschienen
Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Neue Bahnhof" in Warendorf von Mechtild Wolff
Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Alte Bahnhof" in Warendorf
Der Warendorfer Friedhof - Spiegel der Stadtgeschichte
Gebr. Hagedorn und Co, eine Landmaschinenfabrik mit Eisengießerei
Das Dezentrale
Stadtmuseum
ist in der Regel an Sonntagen von 15:00 - 17:00 Uhr geöffnet. Dazu
gehören das Rathaus, das Bürgerhaus Klosterstraße 7 mit den
handgedruckten Bildtapeten und das Gadem am Zuckertimpen 4
Der Eintritt ist frei.