Die Warendorfer Bürgermeister in den turbulenten Nachkriegsjahren
von Mechtild Wolff (24. 4. 2025)

 

Heinrich Blum (1884-1964)         Bürgermeister 1945

Aloys Zurbonsen (1884-1950)    Bürgermeister 1945

Heinrich Temme (1879-1963)     Bürgermeister 1945

Theodor Lepper (1889-1979)      Bürgermeister 1945

Otto Freund (1889-1977)           Bürgermeister 1946-1948

 

Am 8. Mai 1945 brach mit der bedingungslosen Kapitulation das „Dritte Reich“ zusammen. In Warendorf war die Herrschaft der Nationalsozialisten aber schon seit Ostern beendet, die Befehlsgewalt lag seit dem 3. April bei den Siegermächten. Warendorf gehörte zur britischen Besatzungszone.

Obwohl die Stadt von Bombenschäden verschont geblieben war, hatte der Krieg viel Leid über die Bevölkerung gebracht. Über 500 Warendorfer hatten ihr Leben verloren und genauso viele wurden noch vermisst. Viele Soldaten waren noch in Kriegsgefangenschaft, die letzten kehrten erst 1955 heim. Es herrschte Mangel an Nahrungsmitteln, an Kleidung, an Möbeln und an Wohnraum, der mit Flüchtlingen und Evakuierten geteilt werden musste. Auch für die Besatzungsmacht mussten viele Häuser geräumt werden.

Direkt nach der Kapitulation sollte die politische Verantwortung wieder auf die deutschen Bürger übertragen werden. Vorher musste eine Entnazifizierung durchgeführt werden. Dabei überprüfte die Militärregierung - das waren zuerst die Amerikaner, dann die Kanadier und Engländer - die politische Vergangenheit aller Bürger, die ein öffentliches Amt anstrebten.

Heinrich Blum

Schon direkt nach der Übergabe der Stadt am 3. April ernannte die Besatzungsmacht Oberstudienrat Heinrich Blum zum Bürgermeister, denn an seiner Integrität gab es keinen Zweifel. Als Englischlehrer hatte er hatte er keine Probleme mit der englischen Sprache, das war sehr hilfreich für die Verständigung mit den Amerikanern. Heinrich Blum wollte aber auf keinen Fall Bürgermeister bleiben. Auf seine Bitte hin ernannte der amerikanische Ortskommandant am 5. April den Rechtsanwalt Aloys Zurbonsen zum Warendorfer Bürgermeister. Der musste nun schnell die vielfältigsten Probleme lösen. Am vordringlichsten war die Versorgung der Flüchtlinge, eine schier unlösbare Aufgabe, denn überall herrschte Mangel. Um Flüchtlinge und Evakuierte mit dem Notwendigsten zu versorgen, wurde von der einheimischen Bevölkerung Kleidung, Wäsche, Haushaltsgegenstände und Bettwäsche zwangsweise requiriert.

Auch wenn es viele Alltagsprobleme zu lösen galt, war es Bürgermeister Zurbonsen ein Herzensanliegen, das Heimatfest Mariä Himmelfahrt wieder in gewohnter Tradition zu feiern. Er überzeugte die Militärregierung, die Massenveranstaltungen lieber vermeiden wollte, dass „der mit dem Fest Mariä Himmelfahrt verbundene Heimatgedanke und die Pflege dieser Überlieferung gehütet werden müssen“. So konnte am 19. August 1945 die Mariä Himmelfahrtsprozession wieder stattfinden, die Häuser der Innenstadt waren mit den rot-weißen Kirchenfahnen und Blumen geschmückt und in den Schaufenstern standen wieder Marienbildnisse mit Kerzen und liebevollem Blumenschmuck. Die Aufstellung der Bögen und die Illumination der Stadt mussten allerdings bis zum nächsten Jahr warten. 1946 wurden die Bögen dann wieder aufgestellt und nach alter Tradition mit Kirchenfahnen geschmückt. Leider konnte Aloys Zurbonsen das Amt des Bürgermeisters nicht lange behalten, denn er wurde zum Landrat des Kreises Warendorf bestimmt. Unbelastete Führungskräfte wurden in allen Ämtern gesucht.

 


1945 Wiedereröffnung der Volksschule an der Dammschule – heute Overbergschule

 

Zum neuen Warendorfer Bürgermeister wurde nun der Sassenberger Amts-Bürgermeister Heinrich Temme berufen. Er konnte zusammen mit Schulrat Josef Pelster am 13. August 1945 die Öffnung der Volksschulen bei der britischen Militärregierung durchsetzen. Die beiden Gymnasien mussten bis zum 8. Dezember warten, denn viele Lehrer hatten noch keine Entnazifizierung und die Schulgebäude waren noch von den Militärbehörden beschlagnahmt. Am 1. Februar 1946 war auch Bürgermeister Temmes Amtszeit beendet, er hatte das Pensionsalter erreicht und schied aus dem Dienst.

Aloys Zurbonsen Theodor Lepper Heinrich Temme Otto Freund

Der Ortskommandant übertrug nun die Amtsgeschäfte kommissarisch dem langjährigen Warendorfer Stadtrentmeister Theodor Lepper, der schon in den letzten Kriegstagen, als Bürgermeister Haase sich aus dem Staub gemacht hatte, die Amtsgeschäfte übernommen und sich als sehr umsichtig erwiesen hatte. Diese ersten Bürgermeister nach dem Krieg waren noch hauptamtlich tätig, sie waren Leiter der Verwaltung und Repräsentanten der Stadt. Erst ab 1946, mit der Einführung des hauptamtlichen Stadtdirektors, übte der Bürgermeister sein Amt ehrenamtlich aus.

Requirierung von Kleidung unter Bürgermeister Zurbonsen

Am 29. April 1946 wurde das Beiratsmitglied Otto Freund zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. Er war früher Stadtkassenrendant gewesen, war aber beim NS-Regime in Ungnade gefallen. Jetzt übernahm er neben dem Bürgermeisteramt auch die Aufgaben des noch zu wählenden Stadtdirektors. Das nach wie vor brennendste Problem war die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge. Es wurde ein „Flüchtlingsbeirat“ eingerichtet, der paritätisch von Einheimischen und Flüchtlingen besetzt war und die größte Not zu lindern versuchte. Außerdem gab es einen „Erfassungs- und Ernährungsausschuss“, der durch die Erfassung aller Lebensmittel beim Erzeuger und durch strikte Ablieferungsbestimmungen eine Hungersnot verhindern sollte. All das musste von der Verwaltung, die mit ganz geringen Finanzmitteln ausgestattet war, organisiert und kontrolliert werden.

Trotz der schwierigen Bedingungen lag Otto Freund die Verschönerung seiner Heimatstadt sehr am Herzen. Er setzte schon in seiner ersten Ratssitzung den Tagesordnungspunkt „Neugründung des Heimatvereins“ auf die Tagesordnung und schon im September 1947 gelang die Neugründung des „Ortsheimatvereins Warendorf“. Erster Vorsitzender wurde Bürgermeister Otto Freund selbst. Sein Ziel war es, eine Ortssatzung zur Pflege des Stadtbildes und zum Schutz gegen Verunstaltungen in der Stadt Warendorf zu schaffen.

Am 1. August 1946 wurde dann Dr. Paul Menne zum Stadtdirektor gewählt. Nun endlich kehrt Ruhe und Kontinuität in der Führungsspitze der Stadt ein, so dachten die Warendorfer. Aber weit gefehlt, im Januar 1947 wurde Stadtdirektor Dr. Menne beurlaubt und Otto Freund übernahm erneut seine Amtsgeschäfte, bis am 1. Juli 1947 der aus Berlin kommende Stadtdirektor Dr. Alfred Schmitz in das Amt eingeführt werden konnte.

Im Oktober 1948 fanden die ersten demokratischen Wahlen statt und es galt als sicher, dass Otto Freund zum Bürgermeister gewählt würde, denn er stand bei der gerade gegründeten CDU auf Platz 1 der Reserveliste. Die Christdemokraten gewannen aber wider alle Erwartungen bei dieser Ratswahl alle Direktmandate, die Reserveliste zog nicht und Otto Freund konnte nicht in den Rat einziehen und somit auch nicht zum Bürgermeister gewählt werden. Aus den Reihen der Ratsmitglieder wurde Josef Heinermann zum Bürgermeister gewählt. Nun trat Stabilität in das Bürgermeisteramt ein, denn der tüchtige und beliebte Bürgermeister Josef Heinermann blieb bis zu seinem allzu frühen Tode 1956 im Amt. In dieser Zeit wurden viele Probleme aus der Kriegszeit gelöst und neue Wege geebnet.

Quellen: Geschichte der Stadt Warendorf 2000

               Zeitzeugengespräche

Bilder:    Bildarchiv der Altstadtfreunde

               und Archiv der Firma Darpe

Text:     Mechtild Wolff

 

Plattdeutscher Nachmittag:
April, de mäk wat he will
von Franz Schulze Nahrup (24. 4. 2025)

Bie Fröhjaohrswiär wassen gurt 30 Lüe in den Kapell vont Malteser Marienheim kurmen. Met dat Leed, „Dat Du mien Lefte büs“ gong et in dat annerthalfstünnige Programm. Well dat dat nie was, wuor et foots tweemaol sungen. Dann klappere dat aoll biäter.

Josef Bussmann brach „Dat Fröhjaohr“ und „April,April“. Heinz Beckhove harr sick auck alllerhand Vetellsels trächte legget. He brach „Dat Paoschkefüe“ „ De Lotterie met dat graute Los“. Auck de Baas, Franz Schulze Nahrup, druog „Ut Omas und Opas Schooltiet“ un „ Dat Fröhstück vüör.. Bie de Leeder „Freit ju ant Liäben“ un „Et schint de Moan so hell up düsse Welt“ konnen de Besökers es derbe Damp aflaoten, well dat se de ganze Tiet tohöen mossen. Bie de Vetellsels und Riemels „Dat Roggenwater bekam em gurt“ un „Bie de Kiärmesdage gong de Dübel up Stelten“ gaw et allerhand to Lachen.  Met Trecksackbegleiotung wuorn dann nao Leeder es „Dat Laiven brent vierl Freid“ un „Wenn alle Pütts vull Water sind“ sungen. Twee Frönde unnerhollen sick daorüöver, wo se in Urlaub west sin. Säg de Ene: In Braunlage an de Nordsee. Kiärl sägg de Annere: Dat stimmt dao nich, dat ligg dao ganich an de Nordsee. Do segg de Annere wiee, Mine Frau hät auck seggt, wat was dat ümmer wiet nao den Strand hen“

Met dat Totopleed „ Gurd gaohn, auk so – bes en anner Maol“ kam dat Enne von den lustigen Nommdag. De neichste Krinknommdag is an 13.Mai wiee int Malteser Marienheim

Für viele Warendorfer am Karfreitag ein "Muss": Struwenessen im Gadem
von Matthias Rinschen (18. 4. 2025)

Teilweise standen die Warendorfer bis auf den Zuckertimpen, um die begehrten Struwen zu bekommen, frisch zubereitet von Marie Louise Mönnigmann und ihrem Team. Der Andrang war groß und die fleißigen Damen vom Heimatverein Warendorf hatten alle Hände voll zu tun. Frisch gebacken aus der Pfanne konnten die Warendorfer diese traditionelle Fastenspeise aus Hefeteig am Karfreitag im Gadem genießen. Und frisch gebacken schmeckt dieses Hefegebäck auch am Besten. Manche nahmen auch einige Struwen für ihre Familie mit nach Hause, sozusagen als "Struwen to go". Dazu gab es ein Tässchen Muckefuck, diesen Kornkaffe der armen Leute, die sich früher keinen "Bohnenkaffee" leisten konnten. Nebenbei besichtigten die Kinder die Einrichtung des Gadems und staunten über das einfache Leben der Warendorfer  im 19. Jahrhundert. Wieder einmal dank des Einsatzes der Damen um Marie Louise Mönnigmann eine gelungene Aktion des Heimatvereins Warendorf.

Mechtild Wolff beendet ihre Zeit als Vorsitzende des Heimatvereins Warendorf:
Würdigung von 15 Jahren engagierter Arbeit
von Matthias M. Rinschen (Bilder: Archiv Mechtild Wolff)


Mechtild Wolff

Nach 15 Jahren engagierter Tätigkeit im Amt der Vorsitzenden des Heimatvereins Warendorf kandidierte Mechtild Wolff auf der Jahreshauptversammlung am 20. 3. 2025 nicht erneut und ihre bisherige stellvertretende Vorsitzenden Beatrix Fahlbusch wurde zu ihrer Nachfolgerin gewählt.
Die neue Vorsitzende Beatrix Fahlbusch dankte Mechtild Wolff für ihre fruchtbare und intensive Arbeit für den Heimatverein und damit auch für die Stadt Warendorf.

 
Mahnwache zum Erhalt des Sophienparks

Die Schönheit der Stadt zu bewahren, die Traditionen weiter zu entwickeln und die darin liegenden Kostbarkeiten den Besuchern und auch den Warendorfern selbst zu vermitteln, lag ihr besonders am Herzen. Sie war 2011 Mitinitiatorin der Bewerbung der Stadt Warendorf für die Landesgartenschau. Sie kämpfte um die Emsinsel als Erholungsgebiet für alle Bürger und organisierte dafür Demonstrationen. Mechtild Wolff kämpfte für den Erhalt des Bürgerhofs, für den Erhalt der Grablege am Franziskanerkloster, für altstadtgerechtes Pflaster auf dem Marktplatz und vieles mehr - auch hier fanden auf ihre Initiative Diskussionsveranstaltungen und Demonstrationen statt. Wenn diese Initiativen auch nicht immer erfolgreich waren, so lenkte sie mit dem Heimatverein doch immer wieder den Blick auf Schönheiten und Erhaltenswertes unserer Stadt.


Mahnwache zur Renaturierung der Emsinsel

Kenntnisreich und ungeheuer interessant waren ihre Stadtführungen, auf denen sie Details entdecken ließ, die selbst Kennern der Stadt oftmals unbekannt waren. Ebenso waren (und bleiben hoffentlich noch lange) ihre Friedhofsführungen legendär, bei denen Mechtild Wolff das Leben und Werk bedeutender Persönlichkeiten, Lehrer, Politiker und Unternehmer aus der Geschichte Warendorf aufzeigte. "Sie alle haben sich um Warendorf verdient gemacht und sollten nicht vergessen werden" war das Motto ihrer Führungen. Warendorfer Bürgermeister, Industrieunternehmer, engagierte Bürger und andere bedeutenden Persönlichkeiten wurden gewürdigt.

Nicht zuletzt die Kinderführungen durch das Gadem waren in der Weihnachtszeit äußerst beliebt, teilweise konnte der Andrang nur durch mehrere Führungen bewältigt werden.

Dass Warendorf eine alte Leineweberstadt und später ein bedeutendes Zentrum der Inlett- und Veloursweberei war und wie sehr dieser Industriezweig unsere Stadt prägte, dürfte in weiten Teilen selbst bei vielen Warendorfern in Vergessenheit geraten sein. Mechtild Wolff organisierte hierzu eine Textilwerkstatt und eine vielbeachtete Ausstellung "Kette und Schuss", in der die Geschichte der Handweberei und der Textilindustrie in Warendorf und deren strukturierende Momente ausführlich und informativ dargestellt wurden. Die zahlreichen Besucher und auch die Berichte in Presse und Medien zeigten, wie wichtig und interessant diese Ausstellung war.

 

In einer Zeit, in der die schnellen und flüchtigen Informationen meist über elektronische Medien verbreitet werden und fast immer ebenso schnell wieder vergessen werden, lag es Mechtild Wolff sehr am Herzen, die Geschichte Warendorfs und ihre Hintergründe durch vielfache Beiträge in den Medien und auf dieser Website darzustellen. Ihre Geschichten aus dem Alltag der Warendorfer Bürger und fortgeführt in der Tradition ihrer Mutter Eugenie Haunhorst zeugen von ihrem Bestreben, die Vergangenheit nicht vergessen zu lassen. Durch ihre Arbeit und vielen Gesprächsrunden und ihre Veröffentlichungen auf der Website des Heimatvereins hat sie vieles der Öffentlichkeit einfach und schnell zugänglich gemacht.

Schließlich seien noch ihre sorgfältig recherchierten Beiträge zur Geschichte und Kultur Warendorfs in den Warendorfer Schriften, im Kiepenkerl und im Jahrbuch des Kreises Warendorf, sowie auf der Website des Heimatvereins erwähnt. Gerade diese Website wird durch ihre informativen, lebendig geschriebenen und gut recherchierten Artikel zu einer bedeutenden Quelle für alles, was Warendorf betrifft.

Bei all dem zeigte sich Mechtild Wolff kämpferisch, wenn es um ihre Herzensangelegenheit "Warendorf" ging. Sie nutzte alle Medien, veröffentlichte viele Leserbriefe, organisierte Demonstrationen stellte ihr Anliegen in Presse und Fernsehen dar.

Mechtild Wolff hat sich in ihren 15 Jahren als Vorsitzende vielfältig um den Heimatverein Warendorf und um Warendorf verdient gemacht.

  

Neuer Vorstand des Heimatvereins Warendorf gewählt:
Beatrix Fahlbusch löst die bisherige Vorsitzende Mechtild Wolff ab
von Matthias Rinschen (10. 4. 2025)

Nach 15 Jahren engagierter Tätigkeit  beendete Mechtild Wolff auf der Jahreshauptversammlung am 20. 3. 2025 ihre Arbeit als Vorsitzende des Heimatvereins Warendorf und wurde abgelöst von der bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Beatrix Fahlbusch.
Die neue Vorsitzende Beatrix Fahlbusch dankte Mechtild Wolff für ihre fruchtbare und intensive Arbeit für den Heimatverein und damit auch für die Stadt Warendorf.


Der neue Vorstand (von links): Wolfgang Reisner, Rolf Hartmann, Cordula Mense-Frerich, die neue Vorsitzende Beatrix Fahlbusch, Elisabeth Budde und Thomas Rossell. Bild: Joe Rieder, Die Glocke, Warendorf

Verabschiedung von Frau Mechtild Wolff nach 15 Jahren im Vorsitz des Heimatvereins Warendorf:
Würdigung durch den Bürgermeister Peter Horstmann (20. 3. 2025)

Sehr verehrte, liebe Frau Wolff, liebe Vereinsmitglieder!
Ohne Wissen um die Vergangenheit fehlte uns die Orientierung in der Gegenwart.
Und ebenso wären wir einer wichtigen Grundlage beraubt, mit Blick auf unsere geschichtlichen Traditionen Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Heimat- und Geschichtsvereine (gleich welchen Namen sie tragen) haben hier eine wichtige Funktion: Sie pflegen, erweitern und vermitteln das Wissen über die eigene Vergangenheit. Sie sind unverzichtbarer Bestandteil der heimischen Geschichts- und Erinnerungskultur, d.h., sie gestalten mit, wie das kollektive Geschichtsbewusstsein in der Öffentlichkeit seinen Ausdruck findet.
Die Satzung Ihres Vereins nennt im § 2 acht Arbeitsgebiete, u.a. auch „die Einflussnahme auf die Stadtentwicklung und die Gestaltung der heimatlichen Umwelt.“ Daraus folgt eine Aufgabe als Ideengeber, Initiator, aber eventuell auch als Mahner und Korrektiv für den politischen Raum, konkret für den beschließenden Stadtrat. Auch diese Aufgabe ist unverzichtbar, auch wenn der Rat der Meinung des Heimatvereins nicht immer folgen mag.
Ich nenne nur zwei Beispiele: Sowohl der Abriss der Villa Sophia im Jahr 1974 wie der des Bürgerhofes im Jahr 2012 erfolgten mit Ratsmehrheit gegen die Position des Heimatvereins. Mindestens hinsichtlich der Villa Sophia wird man heute sagen: Der Heimatverein hatte die bessere, leider demokratisch unterlegene Position.
Umso wichtiger ist es – und das wünsche ich mir sehr – dass Ihr Verein auch künftig Positionen entwickelt und im politischen Raum vertritt, also zukunftsprägend für unsere schöne Stadt Warendorf bleibt. Prägend auch deshalb, weil all diejenigen, die sich für unsere Geschichte interessieren, dank des Heimatvereins herausragende Einblicke in das Leben und Miteinander unserer Vorfahren nehmen können.
Am Montag, den 30. November 1970, wurde der Heimatverein erneut gegründet.
In knapp 55 Jahren hatte er – und das ist beachtlich – gerade einmal fünf Vorsitzpersonen, jede amtierte also im Schnitt für elf Jahre.
[Leidinger 1970 – 1983, Krewerth 1983 – 1995, Bülte 1995 – 2004, Funken 2004 – 2010, Wolff 2010 – 2025]

Sie, liebe Frau Wolff halten dem Heimatverein bereits seit über 50 Jahren die Treue und haben die Geschicke des Vereins in den letzten 15 Jahren als Vorsitzende gelenkt. Davor waren Sie als Mitglied des Warendorfer Stadtrates rd. 20 Jahre im Kulturausschuss aktiv. In diesen 35 Jahren haben Sie sich voll neuer Ideen, mit unwahrscheinlichem Aufwand und einem immer feinen Blick für Details für das kulturelle Leben in der Stadt und ganz besonders für die Ziele Ihres Vereins eingesetzt.
Und sie haben viele und vielfältige Aspekte unserer Vergangenheit in Wort und Schrift gefasst. Der Kiepenkerl, die Warendorfer Schriften, aber auch das Jahrbuch Münsterland sind prall gefüllt mit Ihren Beiträgen. Eine lange Zeit ehrenamtlicher Tätigkeit – und zugleich der Beweis dafür, dass die Pflege des Geschichtsbewusstseins eben nicht ohne das Ehrenamt gedeihen kann.
Ein für unsere Stadtgeschichte sehr wichtiger Beitrag Ihres Wirkens ist zudem eng mit Ihrer Familiengeschichte verbunden. Denn Sie haben sich des Erbes Ihrer Mutter, Eugenie Göcke, verheiratete Haunhorst (1912-1913) angenommen, u.a. durch das Publizieren der „Erlebte Geschichte“ genannten Erinnerungen. Eugenie Haunhorst ist vielen hier noch in Erinnerung, nicht nur als entschiedene Ratsfrau (1961-1979), sondern vor allem auch als Kuratorin des Heimathauses. Ihr ehrenamtliches Wirken fand seinen Ausdruck 1991 in der Verleihung der Zuhorn-Plakette.
Liebe Frau Wolff, ich spreche Ihnen meine hohe persönliche Anerkennung für Ihr Wirken aus und danke Ihnen als Bürgermeister im Namen der gesamten Stadtgemeinde aus vollem Herzen.
Möge Ihr Engagement vielerorts Vorbild sein und das Wirken des Heimatvereins in Ihrem Sinne auf den Ihrerseits gelegten Pfaden fortgeführt werden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Turbulente 15 Jahre im Heimatverein: Rückblick der Vorsitzenden Mechtild Wolff
von Mechtild Wolff (20. 3. 2025)

Ich möchte den Bericht der Vorsitzenden auf der heutigen Jahreshauptversammlung etwas aufweiten und zurückblicken auf die letzten 15 Jahre, auf die Jahre, in denen ich Vorsitzende des Heimatvereins sein durfte. Diese Zeit geht heute zu Ende.

Ich muss Sie allerdings um Nachsicht bitten: Es wird etwas länger dauern, denn die Jahre waren prall gefüllt und einige Themen sollten etwas umfangreicher in Erinnerung gerufen werden, denn sie waren elementar wichtig für unsere Heimatstadt.

 

Als ich im Jahr 2010 zum ersten Mal hier vor Ihnen stand, habe ich meine Antrittsrede begonnen mit:

Es sind große Stiefel, in die ich hier steige!

Nun will ich hoffen, dass ich auch darin laufen kann.

Ja, ich fand einen gut funktionierenden, einen wohlgeordneten und engagierten Heimatvereinsvorstand vor und sehr viele interessierte und heimatverbundene Mitglieder. Meine direkten Vorgänger Dr. Paul Leidinger, Rainer A. Krewerth, Franz Bülte und Norbert Funken hatten hervorragende Arbeit geleistet, jeder hatte sich den Problemen seiner Zeit gestellt und segensreich für unsere schöne Stadt Warendorf gewirkt.

Demonstration gegen den Bau einer Feuerwache im Sophienpark 

Auch wir mussten nun nicht nach Themen suchen, die unser Engagement einforderten. Da kam zuerst unser historischer Sophienpark in Gefahr (2009), der schöne kleine englische Park, der einst das Sophienstift umgeben hatte. Hier plante die Stadt den Bau eines Feuerwehrgerätehauses – das rief nicht nur beim Heimatverein große Empörung hervor. Wir luden zu einer Mahnwache im Sophienpark ein und die Warendorfer kamen in Scharen, diskutierten sich die Köpfe heiß und forderten einhellig: Hände weg von Sophienpark! Trotz eisiger Kälte kamen die Warendorffreunde am nächsten Samstag wieder zur Mahnwache in den Sophienpark, um für den Erhalt des schönen Parks zu kämpfen.

 

 

Und dann setzte uns Bürgermeister Walter in Erstaunen. Er kam unserer Bitte nach, mit ihm im Rathaus zu diskutieren! Die Bürger nahmen kein Blatt vor den Mund – mit Erfolg! Vom Feuerwehrgerätehaus im Sophienpark wurde nie wieder gesprochen.


Große Gastronomie direkt am Emssee?

Aber schnell kam das nächste Thema auf den Tisch (2009): Die Eventgastronomie im Emspark! Eine riesige Gastronomie mit 120 Plätzen drinnen und 120 Plätzen draußen, dazu ein Sonnendeck, das bis in den See reichen sollte. Aus der Politik kamen positive Signale, denn so manchem gefiel die Idee, mit Blick auf den Emssee einen Cappuccino zu schlürfen. Aber kann sich ein Restaurant hier wirklich tragen, zumal es keine Möglichkeit für Parkplätze gab - oder ist hier Leerstand vorprogrammiert, der dann mit einer Disko ausgefüllt wird. Fragen über Fragen, die wir mit vielen Bürgern an Ort und Stelle diskutierten. Die große Mehrzahl wollte den Naturschutzbereich des Parks erhalten wissen, um hier Ruhe und Erholung zu finden. Unsere Forderung war: Eine Gastronomie gehört auf die Emsinsel, am besten in das historische Bürogebäude der Firma Brinkhaus – ja, und so scheint es jetzt ja vielleicht zu kommen.


Historische Ansicht der Firma Brinkhaus

Und damit wären wir schon beim nächsten, noch weitaus größeren Problembereich, der uns viele Jahre lang beschäftigen sollte – die Emsinsel.

2014 Luftbild Brinkhaus
Luftbildaufnahme der Emsinsel mit den Gebäuden der Firma Brinkhaus

 

1878 hatte Hermann Josef Brinkhaus die Firma H. Brinkhaus direkt am Emsufer erbaut und wir erlebten 2011 – also nach über 130 Jahren -, dass die traditionsreiche Weberei ihre Pforten endgültig schließen musste. Sehr schmerzlich für Warendorf, denn Brinkhaus war viele Jahrzehnte lang der größte Arbeitgeber der Region gewesen. Das akute Problem war nun: Wie soll dieses Filetstück am Rande der Altstadt verwertet werden? Darf hier das kommerzielle Interesse im Vordergrund stehen oder sollten die Verantwortlichen in Rat und Verwaltung die einmalige Gelegenheit ergreifen, um Warendorf attraktiver zu machen. Was ist wichtiger für eine gute Zukunftsentwicklung unserer Stadt?

Die ersten Pläne für die Emsinsel ließen nichts Gutes erahnen. Ein Architektenwettbewerb brachte drei fast identische Pläne in die Diskussion und es war unschwer zu erkennen, dass es um reine Gewinnmaximierung durch dichte Bebauung gehen sollte.


Historische Fassade der Brinkhausfabrik und Pläne zur Neubebauung

 

Die historischen Fabrikgebäude sollten fast ausnahmslos verschwinden, nur die Fassade des Bürogebäudes blieb erhalten, denn allein sie steht unter Denkmalschutz. An der Straße Zwischen den Emsbrücken, also am Zugang zur historischen Altstadt, sollte die fensterlose, 8m hohe Backsteinwand eines Supermarktes entstehen. Das konnten und wollten wir uns nicht vorstellen!


Garagenhaus mit Pförtnerhäuschen

Schon seit über 60 Jahren prägte das liebenswerte Pförtnerhäuschen mit dem dahinter liegenden Bürogebäude und dem sog. Garagenhaus den nördlichen Stadteingang am Emstor. Von der Straße aus konnte man allerdings nicht erkennen, dass es sich bei diesem Gebäude um die Garagen für die LKW der Firma

Brinkhaus handelte - so sehen sie an der Rückseite aus. Der Architekt Heinrich Bartmann hat diese Wagenhalle so gebaut, dass sie zur Straßenseite wie ein gemütliches Wohnhaus aussieht. Ihm war es wichtig, den Stadteingang altstadtgerecht zu gestalten – und das schon 1950, als man eigentlich andere Sorgen hatte. Ja, Heinrich Bartmann war ein kluger und weitblickender Architekt, der bis 1948 Stadtbaumeister der Stadt Münster gewesen war und dem es zu verdanken ist, dass am Prinzipalmarkt die prachtvollen historischen Häuser wieder aufgebaut wurden. Die Stadt Warendorf plante nun, ihre Zeitzeugen der 1950er Jahre abzureißen. Der Heimatverein stellte einen Antrag auf Denkmalschutz, der leider abschlägig beschieden wurde.

Wir mussten uns also dringend Gedanken machen, wie unsere Stadt langfristig aussehen soll? Darum lud der Heimatverein alle Bürger zu einer „Ideenschmiede am Runden Tisch“ ein. Die Bürger brachten viele gute Ideen mit, die in der immer größer werdenden Runde diskutiert wurden. Viel Anklang fand der Vorschlag, eine Landesgartenschau nach Warendorf zu holen, um damit die Industriebrache Brinkhaus naturnah und mit neuen Attraktionen zu gestalten. Der Heimatverein beantragte die Bewerbung für eine Landesgartenschau und – oh Wunder – die Politik stimmte den Plänen für eine LGS im Jahr 2017 zu, nicht zuletzt, weil ein Sponsor die Kosten für die Machbarkeitsstudie übernahm. Emsige Vorbereitungen begannen und am 4. Mai 2011 kam die Jury, fuhr erst mit Kutschen durch den Emspark, wo die LGS stattfinden sollte – vorbei an der vom Heimatverein gestalteten Blumeninsel – fuhr durch das Brinkhaus-Gelände und kam dann auf den prall gefüllten Marktplatz, wo sie von den Warendorfern begeistert und phantasievoll empfangen und bespaßt wurde. Die Jury hätte gern der Stadt Warendorf den Zuschlag für die LGS gegeben, doch Bürgermeister Walter wollte die Liegenschaft Brinkhaus nicht kaufen – damit war das Projekt LGS 2017 für Warendorf gestorben.

Aber der Kampf um eine naturnahe, altstadtverträgliche Umgestaltung der Emsinsel ging weiter. Wie allseits bekannt liegt die Industriebrache direkt neben der Altstadt wie ein Pfropf im Grüngürtel um die Stadt. Naheliegend wäre es jetzt, der Natur diese Emsaue zurück zu geben und sie attraktiv als Erholungsgebiet zu gestalten – welch eine Verbesserung der Lebensqualität in unserer schönen Stadt. Klaus Ring gestaltete dazu ein anschauliches Bild, das uns zeigt, wie eine Renaturierung mit Erhalt des historischen Bürogebäudes und einiger alter Sheddach-Hallen aussehen könnte. Mit einbezogen hat er schon die „Neue Ems“, die hier über die Industriebrache geleitet wurde - Sie alle kennen das Thema zur Genüge. Karl Heinz Elling hatte sehr kluge Pläne ausgearbeitet, wie die geplante Emsumleitung über das Firmengelände geführt werden könnte und so zur Finanzierung der Industriebrache hätte beitragen können, denn der Grunderwerb und alle Baukosten wären von der Bezirksregierung im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie mit 80% gefördert worden. Das hätte die Stadt dann finanziell sehr entlastet.

Zur Unterstützung dieser Pläne hatte sich der „Arbeitskreis Emsinsel“ gegründet. Viele engagierten Bürger befassten sich intensiv mit dem Thema und diskutierten auf Veranstaltungen, bei Begehungen vor Ort und in vielen Workshops, wie die Umgestaltung der Emsinsel die Attraktivität der Stadt steigern könnte.

Aber Verwaltung und Politik hatten andere Ziele, die Emsinsel sollte Hochwasserschutz bekommen, um als Baugrund vermarktet zu werden.

Darum wurde die „Neue Ems“ durch den Emspark geleitet – und der Traum von einer „Emsinsel für Alle“ war ausgeträumt. Ich bin gespannt, wie die Geschichte zu Ende gehen wird. Eins allerdings ist sicher, wenn diese „Neue Ems“ verwirklicht wird, werden die Folgekosten noch Generationen belasten.

Auch die drei Mahnwachen des Heimatvereins vor dem Rathaus konnten kein Umdenken in der Politik bewirken. Und jetzt werden Sie sehr berechtigt fragen: Hat sich das Engagement für die Emsinsel denn überhaupt gelohnt? Die Erfolge bei der Emsumlegung sind sehr überschaulich und bei der Industriebrache Brinkhaus haben wir wenigsten erreicht, dass die Garagenhäuser und das typische Pförtnerhäuschen erhalten bleiben sollen und hoffentlich auch das gesamte Bürogebäude und einige historische Sheddach-Hallen – sie sind die letzten Spuren der untergegangenen Textilindustrie. Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob die Stadt die Emsaue durch Investoren zubauen lassen wird. So hat man ja auch im Ahrtal gehandelt und beim letzten Jahrhunderthochwasser waren dann die schönen Neubaugebiete als Jahrhundertkatastrophe in den Nachrichten. Wir beschädigen gerade den klugen Hochwasserschutz, der in den 1970er Jahren eingerichtet wurde.


Demonstration und Infoveranstaltung des Heimatvereins Warendorf für den Erhalt des Bürgerhofs


Der Bürgerhof im Schützenpark und das Gelände heute mit Supermarkt

 Ja, und noch einen schmerzlichen Verlust für Warendorf konnten wir nicht verhindern: Der Bürgerhof, das historische Gesicht am westlichen Stadteingang, wurde abgerissen und durch einen beliebigen Supermarkt ersetzt – ja, so kann auch der Stadteingang von Wanne Eikel aussehen - sehr schade! Mit vielen Bürgern zusammen hat der Heimatverein für den Erhalt des historischen Bürgerschützenhofs gekämpft – die Geldgier des Investors aber hat gesiegt.


Der historische Marktplatz Warendorfs im Zentrum der Altstadt

Und noch ein Problemfeld fiel uns vor die Füße: Unser historischer Marktplatz sollte mit Betonsteinen gepflastert werden. Diesen Kampf um ein altstadtgerechte Pflaster auf dem Marktplatz haben wir Gott Dank gewonnen – 5 Jahre hat es gedauert, ehe sich die politisch Verantwortlichen dazu entschließen konnten, den Marktplatz wieder nach altem Vorbild mit Natursteinen zu gestalten, damit seine ganze Schönheit zur Geltung kommt. Er ist die gute Stube unserer Stadt und ein beliebter Aufenthaltsort der Bürger und der Touristen.


2. 9. 2012: Die erste Geschichtswerkstatt im Tapetensaal: das nahtlose Hemd des Johann Peter Stoffels von Röhrs

Parallel zu all den Problemfelder hat sich der Heimatverein schon ab 2012 dem Thema „Warendorf, ein bedeutendes Textilzentrum“ zugewandt. Ja, Warendorf und Freckenhorst waren schon vor Jahrhunderten der Inbegriff für feinstes Linnen und die Region entwickelte sich später zum internationalen Zentrum für Inlett und Velours. Die Wichtigkeit dieser Entwicklung für unsere Stadt ist heute vielfach vergessen - das wurde bei den Brinkhaus-Diskussionen immer wieder deutlich. Darum begannen wir 2012 mit einer Textilwerkstatt im Haus Klosterstraße 7, dem Stammhaus der Firma Brinkhaus. Bei den monatlichen Treffen konnten wir viel Textilgeschichte aufarbeiten und die alten Textiler plauderten aus dem Nähkästchen der heimischen Firmen und brachten Schätze aus ihrem Fundus mit, so wie hier das nahtlose Hemd des Johann Peter Stoffels aus Freckenhorst.


Vorträge und Diskussionen zur Textilgeschichte Warendorfs


Das gab uns den Mut, eine große Textilausstellung zu planen. Das Ausstellungsteam machte sich an die Arbeit und am 6. November 2016 konnte im histori schen Rathaus am Marktplatz die Ausstellung „Kette und Schuss“ eröffnet werden.

Der letzte Handweber von WAF, gemalt von Elly Grützner (Leihgabe von Manfred Kampelmann)

Der Leinenschrank - einst Stolz jeder Hausfrau
Das nahtlose Hemd des Johann Peter Stoffels


Im Bürgermeisterzimmer empfing den Besucher das Portrait des letzten Warendorfer Handwebers, gemalt von Elli Grützner, gefolgt von der Erinnerung an die Handweberei mit dem alten Leinenschrank und dem nahtlosen Hemd des Johann Peter Stoffels. Die Blütezeit der Inlett-Weberei wurde am Beispiel der Firmen Brinkhaus und der Firma Zurwieden dargestellt – ja, Warendorf und Freckenhorst war das bedeutendste Inlett-Zentrum Europas.


Firma H. J. Brinkhaus

 

Für die lange Tradition der Plüschweber in Freckenhorst konnten wir die vielseitigen Produkte der weltweit bekannten Veloursweberei Theodor Kreimer und zeigen der Mohairs-Weberei Hermann Breede.

Die europaweit bekannte Kammgarnspinnerei Gebrasa aus Sassenberg wurde im nächsten Raum mit ihrer großen Produktpalette vorgestellt.  

Wichtige Arbeitsplätze gab es auch in den Nähereien, wie in der Schürzenfabrik Dieckhoff und in der Näherei Schnepfe, die elegante Damenbekleidung mit Pelzen im Hochpreissegment herstellte und in der Näherei Bruns und Debray, die noch heute für Berufsbekleidung einen guten Namen hat.

 

Die Ausstellung „Kette und Schuss“ mit den vielen Erinnerungen an die Textilfirmen, die viele Jahre lang zum Wohlstand in unserer Region beitrugen, stieß auf großes Interesse und brachte uns einen überwältigenden Besucherzu-strom, nicht zuletzt, weil wir jeden Sonntagnachmittag Work-shops zu den verschiedenen Firmen anboten.

 

Wir haben uns aber nicht nur mit Warendorfer Themen befasst. Gelegentlich blickten wir auch über den Tellerrand unseres Städtchens hinaus, sind z.B. mit dem Fahrrad von Bildstock zu Bildstock gefahren und haben uns von Dechant Suwelack all diese Zeugnisse der Volksfrömmigkeit vergangener Tage erklären lassen.

Madonna von Schwienherr in Velsen und das Kreuz in Milte

 

Gern sind wir auch zu unseren Nachbarn „auf Besuch“ gefahren, wie hier nach Freckenhorst, wo Oberstudiendirektor Gruhn uns die Kostbarkeiten in der Schatzkammer und im Depot zeigte oder unser Ziel war Sassenberg, oder Füchtorf oder auch Beckum und Clarholz oder Rietberg und viele andere schöne Orte der Umgebung.


Besuch in Freckenhorst, Rietberg und bei Firma Tippkötter in Velsen

Spannend waren auch immer die Betriebsbesichtigungen, wie z.B. bei der Firma Miele in Warendorf oder bei der Fa. Tippkötter in Velsen oder Firma Scheffer in Sassenberg.

Einmal im Jahr organisierten Norbert Funken und Wolfgang Reisner die beliebten Studienreisen in touristisch noch unbekannte historische Städte, z.B. in die Mark Brandenburg, an den Niederrhein, in die Eifel und nach Bonn mit Besuch des Kanzlerbungalows oder ins Weserbergland.

Ein anderer Teil unseres Engagements ist das Dezentrale Stadtmuseum. Viele Heimatvereinsmitglieder und Altstadtfreunde stellen sich für die Aufsicht in den Museen an den Sonntagnachmittagen zur Verfügung. Ohne ihre ehrenamtliche Hilfe wäre das Betreiben der Museen nicht möglich. Das Gadem ist ja im Eigentum der Altstadtfreunde und des Heimatvereins und wird mit Hilfe Ihrer Mitgliedbeiträge finanziert. Darum ist das ehrenamtliche Engagement bei der Pflege von Haus und Garten und bei den Aktionen wie das Struwen backen zu Karfreitag und das Waffelessen im Advent oder bei den Führungen für Kinder und insbesondere bei der Aufsicht an den Sonntagen unverzichtbar – allen Helfern sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön gesagt.

 

Im Torschreiberhaus fanden viele Jahre lang kleine, aber feine Ausstellungen statt - zu Weihnachten, zu Ostern und zu Mariä Himmelfahrt lockten sie zahlreiche Besucher an und weckten liebevolle Erinnerungen an die eigene Jugend  und machten uns sogar durch Fernsehberichte überregional bekannt. 

Gern haben wir das wunderschöne Ambiente im Tapetensaal des Hauses Klosterstraße 7 genutzt für Vorträge, Konzerte oder das Offene Singen im Frühling, im Herbst oder zu Weihnachten unter der fachkundigen Leitung von Heinz Hellmann.

Volle Säle bescherte uns immer wieder die Vorführung des alten Heimatvereinsfilms „Als Warendorf sich wieder machte“, lebendig gemacht durch die spannenden Erinnerungen aus den 1950er Jahren unseres unvergessenen Heimatfreundes Kurt Heinermann.

Geschichte lebendig halten – das war ein wichtiges Ziel unserer Arbeit. Auf reges Interesse stießen unsere vielen Stadtrundgänge, mal zur Textilen Vergangenheit, mal zu literarischen Besonderheiten, mal zu spannender Architektur und zu Straßennamen oder zu den Denkmälern in unserer Stadt. Ganz besonders beliebt waren die Gartenrundgänge „Grün ist die Altstadt“, bei der wir kleine und große Altstadtgärten erkundeten – mit bis zu 170 Teilnehmern.

Große Resonanz fanden auch die jährlichen Rundgänge über unseren Friedhof, bei denen wir an den Gräbern von bedeutenden Persönlichkeiten an ihr Wirken für die gute Weiterentwicklung der Stadt Warendorf, für Kultur, Schule und Vereine erinnert haben.

   

 

 

 

Von zahlreichen Vortragsveranstaltungen müsste ich jetzt noch berichten, z.B. von Dr. Ekkehard Gühnes Vorträgen zur Jüdischen Geschichte in Warendorf und von seinen wunderschönen Kammerkonzerten im Tapetensaal oder von Norbert Funkens Literarischen Abenden und den Erinnerungen an den Warendorfer Nachkriegsschriftsteller Paul Schallück, hier zu seinem 90. Geburtstag im Tapeten-saal. Zum 100. Geburtstag im Juni 2022 fanden sich zahlreiche Schallück-Freunde zu einem ganz besonders stimmungsvollen Gedenknachmittag in dem kleinen Park am Emskolk neben seinem Geburtshaus ein.  

 


Hier in der Galerie Friederichs konnten wir am 5. Mai 2024 an Clara Schmidt und die mutigen Frauen der Frauenliste erinnern, die sich vor genau 100 Jahren hier in Warendorf vier Sitze im Stadtparlament erkämpften und so zu Pionierinnen für Frauen in der Politik wurden.

Auf einige Stadtverschönerungsprojekte des Heimatvereins möchte ich noch hinweisen, z.B. auf die Bänke am Münstertor, die mit Hilfe von Sponsoren beim Steinmetz Budde entstanden und vom Heimatverein der Stadt übergeben wurden oder an das Erinnerungsschild am Haus des Heimatvereinsgründers Wilhelm Zuhorn an der Brünebrede oder die Erinnerungstafel an den engagierten Heimatfreund Wilhelm Veltman an seinem Haus am Marktplatz.

 

Es ist ein besonderer Festtag, wenn der Heimatverein verdiente Bürger mit der Wilhelm-Zuhorn-Plakette ehren kann.

Am 25. November 2018 wurden in einem Festakt im historischen Rathaus zwei Warendorfer Persönlichkeiten, die sich Verdienste um die Heimat- und Kulturpflege in unserer Stadt erworben haben, mit der Wilhelm-Zuhorn-Plakette ausgezeichnet. Der Bildhauer Wolfgang Budde stiftete eine Vielzahl von Steinskulpturen, die dem Warendorfer Stadtbild einen besonderen Reiz verleihen und unsere vielseitige Geschichte lebendig machen.

Pfarrer Walter Suwelack rückte durch seinen Einsatz für die Historischen Bildstöcke und Wegkreuze diese Zeugnisse der Volksfrömmigkeit wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Der Heimatverein dankte den Preisträgern mit der Verleihung der Wilhelm-Zuhorn-Plakette für ihr vorbildliches bürgerschaftliches Engagement.

 


Verleihung des Ehrenamtspreises und des Heimatpreises des Landes NRW

 

Gelegentlich wurde auch die Arbeit des Heimatvereins öffentlich anerkannt. Zusammen mit den Altstadtfreunden bekamen wir 2011 den Ehrenamtspreis des Landes NRW für das Konzept des „Dezentralen Stadtmuseums“, überreicht im ganz großen Rahmen durch die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und die Kulturministerin Ute Schäfer in der Bundeskunsthalle in Bonn. Als wir 2024 den „Heimatpreis des Landes NRW“ zuerkannt bekamen, ging es schon bescheidener zu – die Überreichung durch die stellv. Bürgermeisterin Doris Kaiser fand am Karfreitag im Gadem beim traditionellen Struwen-Essen des Heimatvereins statt. 

Ja, es gäbe noch viele Veranstaltungen und Ereignisse, über die ich berichten müsste, aber ich will Ihre Geduld nicht über Gebühr strapazieren. Erwähnen möchte ich nur noch den jährlich zu Weihnachten erscheinenden „Kiepenkerl“ und die „Warendorfer Schriften“ – Sie alle kennen diese Jahresgabe des Heimatvereins. Sie ist eine wahre Fundgrube für Geschichte und Geschichten und wird nicht nur von unseren Mitgliedern gern gelesen, sondern ist auch sehr begehrt in den Bibliotheken der Universitäten, der Schulen und vieler Institutionen.

Ganz besonders erfolgreich ist unsere Internetseite, die in der ganzen Welt von durchschnittlich 2.000 Usern am Tag gelesen wird, d.h. unsere Homepage hat im Monat ca. 60.000 Besucher von nah und fern – und das, wo wir hier geschichtliche und volkskundliche Beiträge anbieten und nicht Promis, die stolz ihre Tattoos zeigen.  Und wie Sie auf dem Screenshot sehen, sind hier auch immer die neuesten Vereinsnachrichten zu finden.

 

 

Eine schon Jahrzehnte währende Erfolgsgeschichte ist unser „Plattdütsker Kring“ unter der bewährten Leitung von Franz Schulze Nahrup. Ja, lieber Franz, Euch ist es zu verdanken, dass unser westfälisches Platt lebendig gehalten wird und vielen Liebhabern mit seiner Urwüchsigkeit und seinem Witz immer wieder amüsante Stunden bereitet. Davon wird uns der Baas des Plattdütsken Krinks jetzt wieder eine Kostprobe geben.

 

Das war der Ritt durch 15 Jahre Heimatvereinsarbeit – allerdings im Gallopp und in großen Sprüngen, bei dem viele erwähnenswerte Ereignisse aus Zeitgründen übersprungen werden mussten.

Ein herzliches Dankeschön auch an alle Heimatfreunde, die durch ihre Hilfe das Dezentrale Stadtmuseum möglich machen und an alle, die sich spontan bei Aktionen eingebrachten und die uns immer wieder unterstützten durch ihre Teilnahme an Stadtrundgängen, Ausflügen und Friedhofsbegehungen, Vorträgen, Ausstellungen, Diskussionsrunden und vielem mehr.

Ich hoffe, es war auch für Sie eine bereichernde Zeit!

Herzlichen Dank und Gott schütze Sie und den Heimatverein!

 Mechtild Wolff

Jahreshauptversammlung des Heimatvereins am 20.3.2025 in der Galerie Friederichs Warendorf an der Oststraße

 

 

 

 


Interessantes und Aktuelles vom Heimatverein Warendorf

Turbulente 15 Jahre im Heimatverein: Rückblick der Vorsitzenden Mechtild Wolff

Verabschiedung von Frau Mechtild Wolff nach 15 Jahren im Vorsitz des Heimatvereins Warendorf:
Würdigung durch den Bürgermeister Peter Horstmann

Vor 80 Jahren: Die letzten Tage des 2. Weltkriegs in Warendorf Ostern 1945
Jahreshauptversammlung 2025

Das Portrait: Dr. h.c. Heinrich Windelen

Aus Anlass des Denkmaltages am 8. 9. 2024:
Motto: "Wahrzeichen - Zeitzeugen der Geschichte"
Der Warendorfer Bürger-Schützenhof – eine Erfolgsgeschichte mit traurigem Ende

Aus Anlaß des Auftaktes der Europagespräche der Stadt Warendorf am 1. 9. 2024 erinnert der Heimatverein Warendorf:
1954 - Kaiser Haile Selassi in Warendorf - ein Ereignis, an das man sich noch heute erinnert

Der erste große Stadtbrand von Warendorf aus dem Jahre 1404

Das Portrait: Joos Brandkamp, Kirchen- und Kunstmaler (1905 - 1983)
von Mechtild Wolf

100 Jahre Frauenwahlrecht - Erinnerungen an Clara Schmidt in Warendorf und die Frauenbewegung Clara Schmidt und die Frauenliste
Fakten und Historie

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Heimatvereins Warendorf
Thema: "Clara Schmidt und die Frauenliste 1924 in Warendorf"

Kindersonntag im Gadem

Verleihung des Heimatpreises der Stadt Warendorf an den Heimatverein Warendorf

Dankesworte des Heimatvereins zur Verleihung des Heimatpreises 2023

Traditionelles Struwenbacken am Karfreitag

Unser Garten

Gurt vettig Lüe bin Krinknommdag

Das Gadem am Zuckertimpen 4 – ein „Kleine-Leute-Haus“ ein Leitfaden, nicht nur für Kinder

Waffelnbacken im Gadem
 
Westfälisch Platt: Naorop fö Mathilde Kempkes
von Franz Schulte Nahrup

Was hat der Name „Teufelsbrücke“ mit dem Ems-Hochwasser zu tun?o:p>
von Heinrich Schallück (Einführung: Mechtild Wolff) (27. 12. 2023)
anlässlich des Emshochwassers Weihnachten 2023

Friedhofsrundgang des Heimatvereins mit Mechtild Wolff

Klönsonntag mit Mechtild Wolff

Zum Tag des offenen Denkmals:
Die Gesellschaft Harmonie in Warendorf

Heimatfest Mariä Himmelfahrt
Erlebte Geschichte: Mariä Himmelfahrt in den 1920er Jahren von Eugenie Haunhorst

Unser engagiertes Ehrenmitglied Kurt Heinermann verstarb im Alter von 91 Jahren

Anni Cohen und ihre Familie - von Warendorf nach Südafrika und Palästina
von Mechtild Wolff

Eduard Elsberg erbaute das erste große Kaufhaus in Warendorf
von Mechtild Wolff

Der Elsbergplatz
von Dr. Bernward Fahlbusch

Das Fahrrad, ein wertvoller Besitz
von Eugenie Hauenhorst

Traditionelles Struwenessen an Karfreitag im Gadem am Zuckertimpen

Jahreshauptversammlung 2023

Filmvorführung des Heimatvereins: "Als Warendorf sich wieder machte..."

Waffelnbacken im Gadem

Neujahrsgruß des Heimatvereins
Warendorfer Schriften Band 51/52 neu erschienen

Nachruf auf unseren langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Franz Bülte, Todestag  14. 12. 2022
von Norbert  Funken

„Wie war das eigentlich früher in Warendorf?“
Der Heimatverein lädt ein zum nächsten „Klön-Nachmittag“
Termin: Sonntag, den 20.11.2022 um 15 Uhr im Historischen Ratssaal des Rathauses am Marktplatz

Friedhofsrundgang mit Mechtild Wolff
"Sie alle haben sich um Warendorf verdient gemacht und sollten nicht vergessen werden"

Fragen an den Bürgermeister und die Ratsmitglieder in der Bürgerfragestunde
der Ratssitzung vom 28.9.2022 zum Thema:
Bauen auf der Emsinsel – Bauen in den Auen der Ems?

 

Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Neue Bahnhof" in Warendorf von Mechtild Wolff

 

Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Alte Bahnhof" in Warendorf
 
Der Warendorfer Friedhof - Spiegel der Stadtgeschichte


Gebr. Hagedorn und Co, eine Landmaschinenfabrik mit Eisengießerei

 
Der Warendorfer Friedhof: Spiegel der Stadtgeschichte
Carl Leopold und die Schnellsche Verlagsbuchhandlung 1909 - 1986


Antrag des Heimatvereins Warendorf an den Bürgermeister Horstmann und den Stadtrat der Stadt Warendorf bzgl. des Erhalts des Hauses Wallgasse 3

 
 

 

 

 

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